Xenophon

Anabasis
Der Zug der Zehntausend

Inhalt

401 v.Chr. wird Xenophon von seinem Freund Proxenos eingeladen, ihn in Sardes zu besuchen und verspricht ihm für den Fall, dass er die Einladung annehmen würde, ihn zum Freund des persischen Statthalters in Kleinasien, Kyros, dem Bruder des Perserkönigs Artaxerxes, zu machen. Nachdem Xenophon sich mit Sokrates besprochen und das Orakel von Delphi befragt hatte, folgt er der Aufforderung.

Seine Ankunft in Sardes trifft zeitlich mit dem Abschluß der Vorbereitungen für einen Feldzug des Kyros gegen die Pisider zusammen und der junge Athener lässt sich breitschlagen, in die griechische Söldnertruppe, die Kyros gesammelt hatte, einzutreten.

Doch das eigentliche Ziel der militärischen Operation sind nicht die Pisider selbst; spätestens in Kilikien ist allen klar: Der Feldzug ist gegen den Großkönig Artaxerxes selbst gerichtet, Kyros will nichts weniger als die Herrschaft über das riesige Perserreich. Die Aussicht auf hohen Sold lässt das Griechenheer die Täuschung vergessen.

So dringt das Heer des Kyros durch Kilikien, Syrien und Mesopotamien vor. Nahe Babylon, bei Kunaxa (am Euphrat), kommt es zur entscheidenden Schlacht, in der sich die Griechen als haushochüberlegen erweisen und siegen. Erst am Morgen nach der Schlacht erfahren sie den wahren Ausgang der Schlacht: Kyros war gefallen, sein Heer aufgelöst und die Griechen allein – im Herzen des Perserreiches, dessen Herrscher sie sich zum erklärten Feind gemacht haben.

Die Rückzugsbewegung wird zunächst von Verhandlungen mit Artaxerxes begleitet – bis die führenden Strategen (Feldherrn; darunter auch Proxenos) und Lochagen (Unterfeldherrn) gefangengenommen und ermordet werden.

Als die Strategen gefangengenommen waren, und alle Lochagen und Soldaten ihres Gefolges den Tod gefunden hatten, waren die Griechen in großer Bedrängnis. Sie erkannten nämlich, daß sie in der Nähe des königlichen Palastes waren, daß rings um sie überall viele feindliche Städte und Stämme waren, daß niemand ihnen eine Kaufgelegenheit bieten werde, daß sie von Griechenland nicht weniger als zehntausend Stadien entfernt waren; auch hatten sie keinen Führer für den Weg, undurchschreitbare Flüsse umschlossen sie mitten auf dem Heimweg; dazu hatten die Barbaren, die mit Kyros den Marsch ins Landesinnere angetreten hatten, sie verraten, allein waren sie zurückgeblieben, ohne auch nur einen Reiter als Bundesgenossen zu haben. Xenophon: Anabasis 3,2 (Ü: Helmuth Vretska)

Zu diesem Zeitpunkt tritt Xenophon – der Autor Xenophon spricht vom Teilnehmer Xenophon in der 3. Person – in Erscheinung:

Es befand sich im Heer ein gewisser Xenophon aus Athen … — Xenophon: Anabasis 3,4

Xenophon drängt die verängstigten Griechen zu einer Neubesetzung der (nunmehr offenen) militärischen Ämter und weiteren Vorbereitungen zum Kampf. Seine Entschlossenheit rüttelt die Männer auf und Xenophon wird zu einem der Strategen gewählt.

Als solcher ist Xenophon mitverantwortlich für den berühmten Rückzug, der die Griechen den Tigris hinauf, durch Armenien und entlang der Schwarzmeerküste in die griechischen Teile Kleinasiens geführt hat. 399 wurden die "Zehntausend" bei Pergamon dem spartanischen Expeditionskorps "übergeben".

Aufbau

Hintergrund

Die Anabasis ist mehr als nur ein spannender Augenzeugenbericht. Es erhellt – gerade zu Beginn – wichtige Aspekte des Alltags um 400 v.Chr.: die Mobilität von Einzelpersonen, die Bedeutung persönlicher Beziehungen (auch über kulturelle und sprachliche Grenzen hinweg), die militärische Organisation, …

Dieser "Zug der Zehntausend", eigentlich eine Episode, eine Fussnote in der Weltgeschichte, erleichtert auch das Verständnis für jene Ereignisse, die rund 2 Generationen später – aus der Perspektive der antiken Welt – globale und langfristige Folgen hatte: die Feldzüge (334–323) Alexander des Großen und dessen Eroberungen. Wenn sich rund zehntausend griechische Söldner (eher unvorbereitet) allen erdenklichen Schwierigkeiten zum Trotz aus der Mitte einer politischen und militärischen Großmacht nach Hause durchschlagen konnten, überrascht es weit weniger, dass über 60 Jahre später eine weit stärkere und gut vorbereitete Streitmacht von Makedonen und Griechen das Perserreich – einen "Koloss auf tönernen Füßen" – erobern konnte (wie auch Gebiete jenseits des Perserreichs).

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