Dan Kavanagh:

Duffy
Originaltitel: Duffy

Krimi, 1980

Duffy ist der erste Krimi der Duffy-Reihe von Dan Kavanagh (alias Julian Barnes), und zwar ein ausgesprochen witziger und spannender Krimi mit gut gezeichneten Personen.
Leider werden sämtliche deutschsprachige Ausgaben der Duffy-Krimis – wie auch alle andere Bücher von Julian Barnes – nur selten wiederaufgelegt. Erfreulicherweise ist nun (wenigstens) Duffy im Rahmen der SZ-Kriminalbibliothek für (neue) LeserInnen verfügbar.

Inhalt

Rosie McKechnie wird im eigenen Haus überwältigt und »angeschlitzt«.

»Also, Mrs. McKechnie […], wir werden jetzt einen kleinen Schnitt machen, einen Kratzer eigentlich nur, und zwar so in der Gegend Ihrer Schulter. […] Es wird ein klein wenig wehtun, aber Sie werden nicht allzu sehr bluten, paar Stiche, acht bis zehn, würd ich sagen, und, nun ja, eine Zeitlang keine rückenfreie Kleider, aber Sie werden staunen, wie schnell Sie sich erholen.« — Kavanagh: Duffy (Ü: Willi Winkler)

Dann verschinden die Eindringlinge. Nichts wurde gestohlen oder beschädigt – abgesehen von der übermäßig aggressiven Katze, die im Griller landete –, keine Drohungen oder Erpressungsversuche. Entsprechend unmotiviert wirkt die Polizei, die Brian McKechnie nach seiner Heimkehr sofort verständigte. Dass ihm der Name Barbara, den die Eindringlinge seiner Frau gegenüber erwähnten, doch geläufig ist, erwähnt er nicht: Barbara ist erst seit ein paar Wochen mehr als nur seine Sekretärin.

Einige Tage später erreicht Mr. McKechnie ein Anruf: Ein freundlicher Mann am anderen Ende der Leitung erkundigt sich nach seiner Frau, entschuldigt sich für den Vorfall mit der Katze und bittet ihn letztlich um 25 Pfund, mit denen McKechnie ihm aushelfen möge – in einer Tüte zu einer bestimmten Uhrzeit in einem bestimmten Mistkübel in der Frith Street hinterlegt. Wieder zeigt die Polizei von West Central angesichts der geringen Summe wenig Interesse; war das überhaupt eine Erpressung?

Der ersten "Bitte" um Geld folgen weitere. Stets kleinere Beträge, doch mit steigender Tendenz. Die polizeiliche Observation will jedoch nicht gelingen. Und auch sonst fühlt McKechnie den Unwillen der Beamten, in dieser Angelegenheit tätig zu sein. Über einen geheimen Kontakt bei der Polizei erhält McKechnie den Rat, den Nick Duffy mit diesem Fall zu betrauen.

Nick Duffy – von allen nur "Duffy" genannt – ist Sicherheitsexperte, »Duffy Security« ein Ein-Mann-Betrieb. Vor ein paar Jahren war der bisexuelle Duffy das Opfer einer Intrige geworden, das ihm mehr als nur die Polizeimarke gekostet hatte: er war von Kollegen mit einem angeblich Minderjährigen erwischt worden.

»Ich mag Fisch ebenso gern wie Fleisch. Für mich kein großer Unterschied. Aber es waren keine kleinen Jungs; es sind noch nie kleine Jungs gewesen.« — Kavanagh: Duffy

Seither "läuft’s" nicht mehr mit seiner Freundin Carol, die ebenfalls in Central West Polizeidienst versieht. Mit allen anderen, nur nicht mit Carol.

Auch sonst besitzt Duffy allerlei seltsame Eigenheiten: die Unfähigkeit "Ja" zu sagen – stattdessen kommen ihm nur Worte wie "Doch, doch" über die Lippen –, seine nach zwei Einbrüchen nicht wirklich eingerichtete Wohnung, seine Abneigung gegen Uhren – für die Uhren der Gäste die gibt es Behälter im Badezimmer –, seine Tick, alle Lebensmittel doppelt verpackt im Kühlschrank aufzubewahren, sein übermäßiger Ordnungssinn und sehr vieles mehr.

Der Fall McKechnie führt Duffy wieder in sein altes Revier: das Rotlicht-Milieu Sohos. Nach jahrelanger Abwesenheit muss sich Duffy erst wieder Überblick verschaffen – was der Leserschaft ein mitunter vergnügliches Bild Sohos verschafft. Zum Beispiel die Atmosphäre eines Pornokinos:

Es gab auch einen miserablen Ton. Man sah zwei Mädchen, die offenbar am Strand lagen […]. Dann hatte die eine plötzlich aus dem Nichts einen Vibrator in der Hand und schaltete ihn ein. Es hörte sich an, als wollte jemand den Strand absaugen. […], woraufhin diese sofort die Beine auseinanderriß, als ginge es um eine gynäkologische Untersuchung, den Kopf zurückwarf und zu keuchen anfing. Um trotz des Vibratorlärms noch hörbar zu sein, mußte sie sehr laut keuchen. Das klang dann, als hätte man einen riesigen Schäferhund an einen Staubsauger angeschirrt, den er am Strand auf und ab zog … — Kavanagh: Duffy

Der Verdacht der Polizeikorruption drängt sich Duffy auf – und dabei vorallem jener ehemalige Vorgesetzte Sullivan, den Duffy auch hinter der Intrige gegen ihn vermutet hatte. Doch auch der ist eher Opfer als Täter, wie sich herausstellt. Big Eddy hat sie alle in der Tasche und nutzt sein Wissen brutal zur Ausweitung seines Territoriums:

»Sie [Duffy] haben verschiedene Dinge herausgefunden, und Sie haben das erworbene Wissen weitergegeben. Auf Ihre kleine Art verstehen Sie, was ich [Eddy] im großen Stil betreibe. […] Das bescheidene Stückchen Macht, das Sie sich durch Ihre Nachforschungen erworben haben, läßt sich durch die bei weitem größere Macht, die mir durch meine bei weitem gründlicheren Nachforschungen zugewachsen ist, völlig unschädlich machen. Warum wohl haben sich bedeutende Männer immer große Bibliotheken angelegt? Weil sie das Geheimnis der Macht kannten.« — Kavanagh: Duffy

Tatsächlich kann Big Eddy den lästigen Schnüffler – auf äußerst niederträchtige Weise – "neutralisieren". Aber er unterschätzt Duffy, dem es letztlich gelingt, Eddys "Bibliothek" zu vernichten.

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2005 / 2014

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Cover Duffy
Dan Kavanagh: Duffy (dt.)

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