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Aineias
Karriere im Westen

Aineias ist ein besonders bemerkenswerter Fall in der Mythologie. Zu Zeiten Homers und Hesiods gab es mehrere namhafte Heroen, die nicht im heutigen Griechenland beheimatet waren, sondern in Kleinasien und Afrika (insbes.: Aigypten und Aithiopien), in Gebieten, die damals noch einen großen Einfluß auf die Griechen ausübten und deren Macht und Wohlstand bestaunt wurde. Als die Hellenen vorallem nach den Perserkriegen sich im östlichen Mittelmeerraum militärisch, politisch und kulturell zumindest emanzipierten, gerieten die nicht-hellenischen Heroen eher in Vergessenheit, außer sie waren (und blieben) durch so berühmte und beliebte Geschichten wie jene über den Trojanischen Krieg mit hellenischen Heroen in enger Verbindung: z.B.: Hektor, Sarpedon, Memnon.

Die griechische Überlieferung

Auch Aineias zählte zu dieser Gruppe. Seine Abstammung – er ist der Sohn des Anchises (s. Stammbaum bei Priamos) und der Göttin Aphrodite – und seine Leistungen im Krieg um Troja sind bemerkenswert. Im Trojanischen Herrscherhaus ist er jedoch nur ein Außenseiter. Es sind die Söhne des greisen Königs Priamos, die als potentielle Thronfolger den Ton angeben: Hektor und Euphobos. Doch die Götter weissagen Aineias in der Ilias dennoch die Herrschaft voraus. Philologen haben vermutet, dass (zur Zeit Homers oder davor) ein Herrscherhaus in der Troas seine Abstammung auf Aineias zurückgeführt hat. In der griechischen Überlieferung verlieren sich Aineias’ Spuren nach dem Fall Trojas eher im Osten der Troas.

Ein neuer Aineias: Aeneas

Aber Aineias taucht schon recht bald im Westen auf: die Etrusker und Römer greifen die Figur des heimatlos gewordenen Helden auf und nutzen ihn (auch) als Anknüpfungspunkt ihrer Kultur an die auch auf der italienischen Halbinsel politisch einflussreichen Hellenen, deren Kultur den gesamten Mittelmeer nachhaltig beeinflusste, wenn nicht gar bestimmte.

Doch vorallem die Römer betonten Charakterzüge des Aphroditesohns, die in der griechischen Tradition eher eine geringe Rolle spielten: seine Frömmigkeit und seine Liebe zu seinem greisen Vater; die kriegerischen Aspekte traten – trotz der zahlreichen Kämpfe, die er auch in seiner neuen Heimat zu bestehen hatte (s. Vergil Aeneis) – in den Hintergrund. In vielen Variationen sind uns bis heute Aineiasdarstellungen erhalten, die den Anchisessohn in der für die Römer wichtigsten Haltung zeigen: wie er seinen altersschwachen Vater (aus dem brennenden Troja) auf dem Rücken (oder auf den Schultern) trägt.

Der solcherart beliebte Aeneas wurde zum Ahnherren der Römer, zum (trojanischen) Vorfahren der Stadtgründer Romulus und Remus und die göttlichen Prophezeiungen bezüglich seiner Herrschaft als Prophezeiungen für Roms künftige Macht und Größe interpretiert. Und ein Sohn Roms mag die Prophezeiungen wohl auch sehr persönlich ausgelegt haben: Gaius Iulius Caesar, der seine Abstammung stolz und propagandistisch erfolgreich anführte: seine Familie stammte direkt von Aeneas (und damit Aphrodite) ab.

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2003 / 23.3.2005
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