Fabelbuch
Liber Fabularum
Inhalt
- 1. Buch: Prolog + 31 Fabeln
- 2. Buch: Prolog (Der Dichter) + 8 Fabeln + Epilog (Der Dichter)
- 3. Buch: Prolog (Phaedrus an Euychus) + 19 Fabeln + Epilog (Der Dichter)
- 4. Buch: Prolog (Der Dichter an Particulo) + 26 Fabeln + Epilog (Der Dichter an Particulo)
- 5. Buch: Prolog (Der Dichter) + 10 Fabeln
- Appendix von Perotti: 32 Fabeln
Phaedrus — Aisopos
Gedanken, die Aesop zuerst verzeichnet hat,
Will ich mit meiner Hand zu Jamben künstlich feilen.
Und zwiefach ist des Buches Zweck. Es reizt zum Lachen
Und gibt fürs künft’ge Leben gute, weise Lehren. — Phaedrus: Fabelbuch 1, Prolog 1ff.
Diese ersten Worte sind Programm: Der aus Griechenland stammende Phaedrus, der sich – nicht ohne Stolz – als Römer sieht, nahm Fabeln des Aisopos und dichtete sie (neu) in lateinischer Sprache. Das (gute) Plagiat war in der Antike nicht nur nicht verpönnt, es stand im Ansehen auf gleicher Stufe mit inhaltlich Neuem.
Dass Aisopos sein großes Vorbild ist, verkündet Phaedrus offen und mehrfach. So verwendet Phaedrus nicht bloß Fabeln des Aisopos, sondern nimmt auch Anektoten über Aisopos in sein Fabelbuch auf (s.u.). Den ersten Platz unter den Fabeldichtern will er Aisopos nicht nehmen, Phaedrus bemüht sich (nur) um den zweiten (s. Phaed.2, Epilog 5f.), der jedoch der erste unter den Römern ist.
Und Phaedrus versteht sich – wie viele vor und nach ihm und keineswegs abwertend – als Imitator und Aemulatur griechischer Künstler und zugleich auch als literarischer Vorreiter in Italien:
Wenn meiner Arbeit Latium sich günstig zeigt,
Wird’s mehre haben, die den Griechen ebenbürdig. — Phaedrus: Fabelbuch 2, Epilog 8f.
Mit dem Erfolg der einzelnen Bücher kamen freilich auch Kritiker. Da Phaedrus (spätestens ab dem 2. Buch) auch eigene Fabeln publiziert hat, war der naheliegenste Vorwurf, alles "Gute" stamme von Aisopos, das "Mindere" von Phaedrus. Dagegen wehrt sich Phaedrus:
Ob das Werk schlecht oder lobenswert ist, jener [Aisopos] hat’s erfunden, unsere Hand hat es nachgebessert. — Phaedrus: Fabelbuch 4,22,7f.
Erst im Prolog zum 5. Buch (1ff.) bekennt Phaedrus offen, nicht nur Fabeln des Aesop verwendet (und auch gekennzeichnet) zu haben, der Name Aesop diente ihm auch als "Empfehlung" für die übrigen – so wie es (angeblich) viele andere Künstler seiner Zeit machen würden –, da aus Neid selbst die schlechtesten Werke früherer Zeiten mehr geschätzt würden als die besten der Gegenwart.
Die Fabeln
Die Fabeln sind meist ca. 15–25 Verse lang, wobei die ersten oder letzten 2, 3 Verse die "Lehre", die aus der Fabel zu ziehen ist, fassen (Pro- bzw. Epimythien).
In der Mehrzahl der Fabeln sind die Protagonisten Tiere – vorallem Hund, Wolf, Fuchs, Frosch, Esel, Rabe, Schaf, Kuh, Löwe –, selten Menschen: im 1. Buch sind es nur zwei Fabeln. In den darauffolgenden Büchern steigt aber ihr Anteil. Darunter finden sich auch Anektoten, die über bekannte Personen kursierten:
- Aisopos/Aesopus: 2,3. 3,3. 3,5. 3,14. 3,19. 4,5. App,9. App.,13. App.,17. App.,20
- Tiberius (Caesar): 2,5
- Sokrates: 3,9
- Prometheus: 4,15. 4,16
- Simonides: 4,23. 4,26. App.,5.
- Menander: 5,1
- Pompeius (Magnus): App.,10
Die Autorenschaft des Phaedrus bei den 32 Fabeln, die in der Überlieferung des Perotti (Appendix Perotti) erhalten sind, ist umstritten: Diesen Fabeln fehlen allesamt die Pro- bzw. Epimythien – aus welchen Gründen auch immer.
Ursprünglich sollen die 5 Bücher ca. 150 Fabeln beinhaltet haben.
Home | Suche | Kontakt | Über stefan.cc | Powered by: www.loxias.cc