FPÖ-BZÖ: (Noch) kein Ende in Sicht
Dafür aber allzuviele Rülpser in Hörweite
Seit Anfang April sind die FPÖ und die von ihr abgespaltene BZÖ mit sich selbst beschäftigt. Die Abspaltung war keine freundschaftliche Trennung, man widmet sich daher dem Bruderkrieg. Die Vehemenz und Demagogie, die früher auf alle (gesellschafts)politischen Gegner gerichtet waren, sind nun auf die ehemaligen Parteifreunde gerichtet. Für alle anderen ein amüsantes Spektakel, das immer wieder neue Dimensionen einer Schlammschlacht eröffnet. Traurig nur, dass es sich dabei nicht irgendwelche Kleinparteien ohne Aufgaben und Einfluss handelt, sondern um eine (oder zwei?) Regierungsparteien Österreichs.
Wer ist wo?
Von den Gründern des BZÖ war wohl geplant gewesen, dass die Mehrheit der FPÖ-Mandatare sofort in die BZÖ wechseln, der Rest bald darauf. Der Widerstand der somit indirekt Ausgeschlossenen war unterschätzt worden. In den Landesorganisationen tobt der Kleinkrieg und im Parlament sind die Fronten keineswegs geklärt. Welche und wieviele Mandare in Nationalrat und Bundesrat nun wirklich eindeutig FPÖler oder BZÖler sind, lässt sich nich sagen: Die Websites beider Parteien geben keine Auskunft darüber, die Parlament-Site ignoriert die BZÖ zur Gänze. Es hagelt zwar ständig Ausschlüsse, doch die werden zum Teil ignoriert, relativiert, zurückgenommen … kurz: Keiner kennt sich aus.
Unterschied?
Aber ist das wirklich wichtig? Mag sein, dass somanche(r) zu Beginn dachte, die BZÖ würde nun den bräunlichen Bodensatz der FPÖ entsorgen: all die Unverbesserlichen, Ewiggestrigen, Ultranationalistischen … Wer die zum Teil legendären Sager des "neuen" Vorsitzenden des BZÖ im Gedächnis hat, wird diesen Gedanken rasch verworfen haben. Oder glaubt noch Irgendjemand an eine Läuterung des Jörg Haider? Nochdazu ausgerechnet jetzt?
Nein, bei diesem Streit geht es nicht um Ideologien, Programme oder ähnliches, es ist ein reiner Machtkampf, der etwas ungewöhnliche Bahnen eingeschlagen hat.
Und als hätte es eines Beweises bedurft, vernahm man dieser Tage braune Rülpser aus beiden Parteien.
Gudenus
Der Abgeordnete zum Bundesrat John Gudenus (FPÖ) hielt es für angebracht, in einem Fernsehinterview den Betrieb der KZs während der NS-Zeit in Frage zu stellen und zu fordern, diese »physikalisch und wissenschaftlich zu prüfen«. Gudenus hat die FPÖ zwar nunmehr ("freiwillig") verlassen, sein Mandat hat er jedoch (noch) behalten und verbleibt in der FPÖ-Fraktion. Man kann nur hoffen, dass er sich baldigst ins Privatleben zurückzieht, um der breiten Öffentlichkeit seine Ansichten künftig zu ersparen.
Vielleicht hat er dann endlich Zeit für einen Besuch in Mauthausen oder anderen Stätten der grausamen Vernichtung jener Zeit. Und eventuell nimmt er auch einmal ein wissenschaftliches Buch zu diesem Thema zur Hand und füllt seine peinlichen Wissenslücken.
Kampl
Ein verzerrtes Weltbild hat uns auch der Bundesratsabgeordnete Siegfried Kampl von der BZÖ offenbart: In einer Rede im Bundesrat zum Thema Rehabilitierung von Wehrmachtsdeserteuren bezeichete Kampl diese als »zum Teil Kameradenmörder« und wetterte gegen die angeblich »brutale Naziverfolgung« nach 1945. Wer sich mit der Entnazifizierung in Österreich auch nur geringfügig auseinandergesetzt hat, hat da laut aufgelacht.
Zwar hat Kampl inzwischen doch sein Mandat zurückgelegt, Bürgermeister (von Gurk) bleibt er und auch BZÖ-Mitglied. Denn BZÖ-Sprecher Uwe Scheuch hat viel Verständnis für die »traumatisierenden Erlebnisse« Kampels (Jahrgang 1936), dessen Vater wegen seiner NS-Vergangenheit ein paar Jahr inhaftiert gewesen sein soll. (Wieviele Väter, Herr Kampl, sind in der NS-Zeit nicht aus ihrer Haft entlassen worden?)
Auch Kampl sei an dieser Stelle die Buchlektüre zu "seinem" Thema ans Herz gelegt. (Bücher beissen nicht!).
Und an Scheuch und Konsorten: Wir brauchen keine Politiker, deren Arbeit ungehemmt von unbehandelten Traumata bestimmt wird. Ich jedenfalls erwarte von Politikern Weit- und Überblick in Denken und Handeln, sowie ein gewisses Mindestmaß an Bildung. Ein frommer Wunsch? Mag sein, sollte es aber nicht.
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