Ingeborg Bachmann

Römische Reportagen

Artikelsammlung, 1954–1955

Dass die berühmte Schriftstellerin aus Kärnten zwischen November 1954 und September 1955 als Korrespondentin in Rom – ihrer neuen Heimat – Artikel für die Westdeutsche Allgemeine Zeitung geschrieben hat, war der Literaturwissenschaft bekannt gewesen. Doch erst 1997 wurde entdeckt, dass sie fast ein Jahr lang – Sommer 1954 bis Sommer 1955 – auch für Radio Bremen regelmäßig Beiträge aus Rom geliefert hat.

Im Gegensatz zu den Artikeln für die WAZ haben die Radiobeträge nicht nur die italienische Innen- und Außenpolitik zum Thema (wenn gleich die junge Republik gerade auch damals diesbezüglich genug Stoff für Reportagen geliefert hätte): für das relativ junge und damals enorm wichtige Medium berichtete Bachmann auch über gesellschaftliche Events – z. B.: Gina Lollobrigida lässt sich von 20 Künstlern malen –, die Fertigstellung der ersten Metro-Teilstrecke oder den neuen Fiat Popolare S 600.

Doch ganz gleich, worüber sie im Speziellen schreibt, stets lässt Bachmann das soziale Umfeld und die Stimmung mit einfließen. Zum Weihnachtsgeschäft gehört auch die Frage, was sich denn eine Familie überhaupt leisten kann. Zum neuen Fiat die Frage, wie der (mit Recht) zu erwartende, stark steigende Verkehr vom im Grunde immer noch antiken Straßennetz Italiens bewältigt werden soll. Zum Amtswechsel des Präsidenten oder politischen Skandalen die Liebe der Römer/Italiener zu Pomp, Kostüm und Theatralik.

Mit diesen Einblicken in die italienische bzw. römische Seele verlieren die Römischen Reportagen die Kurzlebigkeit ihrer Anlässe und sind auch noch für den heutigen Leser ein Gewinn für das Verständnis der italienischen Lebensart.

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2.6.2004 / 2014

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Ingeborg Bachmann: Römische Reportagen

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