Mein Onkel
Originaltitel: Mon Oncle

Spielfilm, F 1958. Regie: Jacques Tati

Handlung

Monsieur Hulots Neffe Gérald lebt mit seinen Eltern – Monsieur und Madame Arpel – in einem modernen Stadtviertel. Und ihr eben fertiggestelltes Haus ist auf dem neuesten Stand der Technik. Für alles gibt es einen Knopf: Zum Öffnen von Türen und Schränken, zum Wenden des Steaks in der Pfanne, für die Inbetriebnahme des Wasserspeiers, … Allerdings wird der aufrechte Metall-Fisch mit dem blaugefärbten Wasser nur bei Gästen aktiviert. Der "Garten" mit dem "Fischteich" in der Mitte ist eine seltsame Fläche verschiedenster Deckplatten und Kiesbereiche, die zu unnatürlichen Schrittfolgen und gewundenen Strecken zwingen.
Schlicht und leer ist modern, also auch die Einrichtung. Madame Arpel putzt und säubert in einem fort, alles soll ordentlich und klinisch sauber sein. Das gilt auch für Gérald, daher muss sich der kleine Bub in Anzug und Krawatte zeigen und am kleinen, käfigartigen Balkon radfahren.

Wie gut, dass es da Onkel Hulot gibt. Hulot’s Welt ist ganz anders: Ein altes Stadtviertel, wo sich ein Großteil des Lebens auf der Straße abspielt, der Straßenkehrer mit jedem das Gespräch sucht, der Gemüsehändler vom Café »Chez Margot« aus seinen Kunden bei der Selbstbedienung zu sieht, die Menschen Zeit haben und aufeinander Rücksicht nehmen und eine weitläufige Gstätten der ideale Platz für Liebespaare, Müllbeseitiger, streunende Hunde und spielende Kinder ist.

Der kleine Gérald liebt es, wenn Hulot ihn von der Schule abholt oder sonst in sein Viertel mitnimmt. Zum Leidwesen seines Vaters.

Monsieur Arpel: Sein Onkel ist wirklich kein Vorbild für ihn! Weit davon entfernt. Der soll erst mal was leisten.
Madame Arpel: Charles, reg dich nicht so auf. Was meinem Bruder fehlt, das ist … ein Ziel … ein Zuhause … all das hier.

Sie beschließen, Hulot mit ihrer Nachbarin verkuppeln und (weiterhin) Monsieur Arpels Stellung als Direktor der Plastikfabrik zu nutzen, um Hulot endlich eine fixe Stellung zu beschaffen …

Kritik

In keinem seiner Filme hat Jacques Tati so deutlich gezeigt, was ihm am sogenannten Fortschritt und der modernen Zeit gestört hat: die Kälte und die Vereinsamung der Menschen. Die Technik automatisiert zwar den Haushalt, doch der Mensch unterwirft sich der Technik und wird/wirkt selbst automatisiert: Der Alltag folgt strengen Formen, im Gleichtakt fahren die Autos zur Arbeit, die wenigen Gespräche sind zu Floskeln verkümmert oder mit Arbeit verbunden. Das einzige Ziel dieser Menschen ist es, ihre Umgebung zu beeindrucken.

In Mein Onkel setzt Tati der überzeichneten, modernen Welt die idealisierte, alte Welt gegenüber: im alten Stadtteil plaudern und helfen einander die Menschen. Alles wirkt schäbiger, dafür umso praktischer – und lebenswerter. Und das ist, was Tati und sein Alter-Ego Hulot so schätzen, was Tati in Gefahr sieht, wie die Mauer, die die beiden Stadtteile und Welten voneinander zu trennen scheint. Sie ist schon fast verfallen.

Besetzung:

Monsieur Hulot   … Jacques Tati
Madame Arpel   … Adrienne Servantie
Monsieur Arpel   … Jean-Pierre Zola
Gérald Arpel   … Alain Bécourt
Nachbarin   … Dominique Marie

Regie: Jacques Tati
Drehbuch
: Jean L’Hôte, Jacques Lagrange und Jacques Tati

DVD (Tati-Collection):

Die schön gestaltete Jacques-Tati-Collection beinhaltet alle 4 Kinofilme, die Tati (1907–1982) als Regisseur fertiggestellt hat. (Es fehlen nur: Trafic von 1971 und der Fernsehfilm Parade von 1974)

Und die Kurzfilme:

DVD 1: Mein Onkel

Filmlänge:   ca. 110 min.
Ton:   Dolby Digital
Sprachen:   Französisch (dt. Untertitel optional) – Für die wenigen Dialoge reichen die Untertitel allemal. Der Film wird vorallem von den Bildern und den pantomimischen Agieren der Darsteller getragen.

Extras:

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17.4.2005 / 2014

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