Benitas Kampfansagen
Sie wundern sich über die neuesten Slogans der Präsidentschaftskandidatin Ferrero-Waldner? Hab ich zunächst auch. Erst unlängst hatte ich wieder einmal gedacht, die Wahlkampfslogans können nicht noch belangloser werden – und war zunächst angesichts der neuesten Plakte erstaunt.
Empfiehlt sich hier eine Empfangsdame? Eine Dolmetscherin? Oder handelt es sich gar um eine Kampagne der Erste-Bank?
Alles weit gefehlt! Das sind politische Aussagen! Und was für Aussagen! Regelrechte Kampfansagen!
Mit dem Spruch »Die Erste, die Türen und Tore weit öffnet.« distanziert sie sich von der restriktiven Einwanderungspolitik Österreichs. Eine schallende Ohrfeige für Ihre Parteifreunde und Koalitionspartner in der Bundesregierung. Daher fehlt auch überall der Hinweis, dass sie (angeblich/noch) die offizielle Kandidatin der ÖVP für das Amt des Bundespräsidenten ist. (Obwohl das in den vergangenen Jahren bei Kandidaten der ÖVP, SPÖ und FPÖ sehr oft vorgekommen ist. Entweder genieren sich die Kandidaten für ihre Partei oder die Partei für die Kandidaten. Irgendjemand scheint sich immer genieren zu müssen.)
Der Spruch »Die Erste, die mit 101 Staatschefs in deren Sprache spricht.« schlägt in dieselbe Kerbe: Multikulti ist angesagt! Die Staatschefs der Welt sollten auch nicht länger Deutsch/Österreich-Kurse besuchen müssen, ehe sie von unseren Politikern empfangen werden bzw. diese empfangen dürfen. Und auch hier will Frau Ferrero-Waldner den Österreichern Vorbild sein: Deutsch alleine genügt nicht mehr, zumindest eine oder gar zwei Fremdsprachen wären gut. Nicht alles, was mit "Fremd" beginnt oder "Fremd" ist, ist böse und schlecht! Ich persönlich bin recht zuversichtlich, dass Benita – ich darf sie doch so nennen? – hier einen wesentlichen Betrag zur Verbreitung dieses Gedankens leisten wird.
Der 3. Spruch – »Die Erste, die wie eine Löwin für Österreich gekämpft hat.« – hat mir hingegen doch etwas Kopfzerbrechen bereitet: Er klingt nach Ermattung und Pension (zur Zeit ein heikles Thema in Österreich), da hier die Vergangenheitsform gewählt wurde. Veteranenversorgung? Auch habe ich ihre Rolle als stete Grinsekatze wohl falsch eingeschätzt: Sollte das Kampflächeln tatsächlich etwas mit Kampf zu tun gehabt haben? Grinsen Löwinnen seit Neuestem ihre Opfer nieder? Wahrscheinlich ist das eine spezielle Eigenart der »lea alpina dolosa«, allgemein bekannt als Arglistige Berglöwin.
Wie dem auch sei, wieder ein wertvoller Gedanke, der Verbreitung finden sollte: Gesunde Zähne, damit man auch morgen noch kraftvoll zubeissen kann. (Muss ja nicht immer im Kampf sein.) Eine gelungene Ergänzung zu den Werbespots für Zahnpflege und die Gesundheitsvorsorge. (Apropos: Gibt’s eigentlich schon Zahnärztinnen oder weiterhin nur Zahnarzt-Frauen?).
Dennoch ist es wahrscheinlich, dass die Mehrheit der Wählerschaft, die allzu subtilen Botschaften nicht erkennt. Und dann könnte schon am frühen Abend des Wahltags jemand in der Wahlkampfzentrale rufen: »Die letzte ..., die letzte Kuh macht’s Türl zu!«
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