Truppenübungen ausgesetzt

Seit ein paar Tagen ist es überall zu Hören und zu Lesen. Unser Verteidigungsminister, der Herr Platter (erstmals ein Grund, sich seinen Namen zu merken) hat alle Truppenübungen der Miliz ausgesetzt, und alle Grundwehrdiener machen gleich die vollen 8 Monate. Ich kann’s eigentlich nicht glauben.

Vorfreude?

Schon im Herbst 2003 habe ich angenommen, das Bundesheer würde mich nun endlich "auslassen", nachdem ich eine Einberufung für 1 (!, in Worten: einen) Tag erhalten hatte. Was kann man an einen Tag "üben"? Kann doch nur heißen: »Bitte geben Sie Ihre Sachen dort ab, holen Sie sich beim Wirtschaftler die Entschädigung für den Tag und auf (Nimmer)wiedersehen. Ein schönes Leben noch!« Das ist doch ein guter Grund, ausnahmsweise nicht zu versuchen, irgendwelche Ausreden zu finden, drumrum zu kommen. Oder? Denkste: Es war eine Nachschulung (!!!). Weil die Einheit bei der letzten Übung so viel Mist gebaut hatte! (Dabei war ich nicht einmal mit von der Partie gewesen).
Muss ich sagen, wie sinnlos dieser Tag war? Die meisten Stunden war ausgefüllt mit …? Richtig! Warten. Nach dem Anstellen fürs Anmelden folgte das Warten aufs Mittagessen. Die Nachmittagsstunden hab ich vergessen. Den krönenden Abschluss bildete das Warten auf die Verabschiedung. Die ergreifenden Worte des Regimentskommandaten (oder wer auch immer das war) sind mir nicht in Erinnerung geblieben, nur dass es an diesem Abend kalt und nass war. Man kann sagen: Ein typischer Tag beim Bundesheer. War das nötig?

Zig Male wurden "meine" Einheiten aufgelöst, jedesmal hab ich gehofft: "Aber jetzt vergessen s’ mich!" Aber jedesmal kam nach einigen Monaten oder gar Jahren die Information: Die neue Einheit lautet …

Letzte Übung?

Tja … und nun sind sie ausgesetzt die Truppenübungen. Obwohl die letzte eigentlich recht angenehm war: 7 Tage sonnen auf der Terrasse einer Skihütte in den Seetaler Alpen. Als "Personalreserve" der Miliz – quasi Reserve der Reserve – hat man nicht wirklich viel zu tun. Die wichtigsten Entscheidungen waren: »Nehm ich jetzt noch einen großen Schwarzen? Oder zur Abwechslung eine Melange?«. Viel Zeit zum Lesen, ab und an eine organisierte Rundfahrt am Truppenübungsplatz und gutes Essen (von der Hüttenküche, nicht den BH-Fraß). Und einen wunderschönen Ausblick auf die Berge (siehe auch Bild rechts).

Zukunft?

Hmm … ich nehme an, in ein paar Jahren wird wieder alles anders sein, dann kramt jemand in den alten Listen und sammelt alle, die noch "offene Tage" haben, zu einer Übung. Und da das nur noch wenige sein werden – natürliche Abgänge & kein "Nachwuchs" – wird das Einberufungsalter aufgehoben: No limits! Und es gibt keine Ausnahmen, jeder muss ran!

Wir »Holt mich hier raus …«- und Kontainer-Geschädigten wissen, was zwangsläufig kommt! Ja, das Ganze wird von einem Privatsender (offizieller Sponsor der Übung) oder einem Öffentlichen (wo liegt da schon der Unterschied?) live übertragen: »Rentner im Feld«, »Die grauen Bestien« oder irgendein reisserischer Titel wird sich schon finden.
Der Unterhaltungs-, Fun- und Adventurefaktor wäre ziemlich hoch: Ahnungslose Grandwerfer und Spähtrupps mit einem Durchschnittswert von 10 Dioptrien in einem Umkreis von wenigen hundert Metern. Das gibt Einschaltquoten! Zwischendurch: »Der Generaldirektor beim eigenhändigen Aufstellen eines 8-Mann-Zelts!«, »Der Werbefuzi beim Entwerfen des Tagesbefehls!«, »Der Diplomingeneur gräbt sein Schützenloch« Und: »Wird der Netzwerkadministrator jemals sein Gewehr wieder zusammenbauen können?«

Wie immer wird die Wirklichkeit die Phantasie übertrumpfen. Schätzomativ rund um 2020.

 

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28.1.2004

Antreten!

der ausblick in den seetaler alpen

schon 2003 nicht die jüngsten

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