ÖBB, Neckermann und Viele Matratzen
Zunächst möchte ich explizit festhalten, dass die folgenden Zeilen nicht auf irgendeinem G’schichtl basieren, das ich irgendwo von irgendwem gehört, gelesen oder sonst etwas habe, … jedes Wort entstammt eigener, leidvoller Erfahrung.
Im Spätsommer (2003) haben meine Liebste und ich Folgendes beschlossen: statt der gemeinsamen, alten Matratze mit dem alten, teilweise gebrochenen Lattenrost werden zwei neue Matratzen und (verstellbare) Lattenroste angeschafft. In einem Neckermann-Katalog wurden wir fündig, die Bestellung ging ab und wenige Tage später schleppten sich 2 Männer der ÖBB (Österreichische Bundesbahnen) schwer beladen die Stockwerke unseres liftlosen Hauses hinauf.
Höchst erfreut nehme ich die erste Matratze (samt Lattenrost) entgegen – allein, eine zweite ist nicht mitgekommen. Oder nicht bei der ÖBB angekommen? Die beiden Herren lassen mich unkundig zurück, ein paar Anrufe und endlose Warteschleifen später verspricht die Dame vom Neckermann-Kundenservice die verschwundene Hälfte der Bestellung rasch nachzuschicken.
Kann ja mal passieren. Nicht weiter schlimm, die neue Matratze samt Lattenrost steht einige Tage einsam im Vorzimmer, da sie alleine ziemlich nutzlos ist. Dann endlich ein neuer Liefertermin mit der ÖBB (»Zwischen 12 und 18 Uhr, genauer geht’s nicht.«), ein Zusteller kommt und die 2. Matratze ist da. Schade, dass der zweite Lattenrost fehlt. Nein, nix mehr im LKW, versichert mir der Zusteller, weiss von nix und hält höchst aufdringlich das Handerl auf – fürs Trinkgeld.
Neckermann versichert, einen Lattenrost mitgeschickt zu haben, die ÖBB versichert, alles zugestellt zu haben, was sie zu versenden hatte. Mein Wutschnauben macht mein Anliegen immerhin glaubwürdig: Neckermann verspricht die Zustellung des Lattenrostes.
Nur blöd, dass ich nicht genau hingesehen habe: Die Matratze ist ein anderes Modell als die erste (zu erkennen an den Nähten).
Wieder herumtelefonieren. Keiner ist schuld, niemand weiß was. Ich vereinbare mit Neckermann, dass die falsche Matratze gegen eine richtige getauscht wird. Außerdem verweise ich auf unseren baldigen Urlaub: »Ab nächstem Freitag sind wir auf Kreta und kommen erst am 26. September abends zurück.« Am Montag, dem letzten vor dem Urlaub, vereinbart die ÖBB mit mir einen Liefertermin für Donnerstag (»Na gut, zwischen 14 und 18 Uhr, aber genauer geht’s wirklich nicht.«). »Das ging ja jetzt flott!«, denk ich mir.
Aber am Donnerstag stehen zwei ratlose ÖBB-Zusteller vor meiner Tür. Von einer Zustellung wissen sie nichts, sie wollen nur abholen. Ich verteidige, was ich habe, auch wenn es das falsche ist. Was sollte ich tauschen, wenn einmal tatsächlich das Richtige kommt? Mein Mitleid für ihren vergeblichen Weg hält sich in Grenzen.
Wieder herum telefonieren. »War ein Missverständnis.«, das Gewünschte ist noch nicht gekommen. Ich erinnere an den Urlaub, den ich morgen antrete. Gut.
Auf Kreta höre ich mir zwischendurch meine Mailbox ab. Mein Verdacht bestätigt sich: »Ja, hier [lassen wir den Namen lieber weg] … ich komme wegen der Matratze. Ich stehe vor der Tür. Bitte machen’s auf.« Grandios! Die Leute von der ÖBB machen einige Kabarettisten arbeitslos.
Ein weiterer Anruf informiert mich, wen ich zwecks neuerlicher Terminvereinbarung anrufen kann.
Aus dem Urlaub zurück versuche ich genau das. Der Herr ist freilich nicht erreichbar, weil auf Betriebsreise. Dennoch kann ich der ÖBB einen Termin abringen. Dieser Termin kommt – und verstreicht. Kein Läuten, kein Anruf. »Ja, der Zusteller hat die Adresse nicht gefunden.«– JA! Das ist das Non plus ultra! Eine Logistikfirma, deren Angestellte nicht in der Lage sind, eine Adresse in Wien ausfindig zu machen und bei der Gegensprechanlage den Knopf zu drücken! Und ein Betreuer, der nicht verschämt lügt – »Leider hatten wir einen Unfall« oder irgendetwas in der Art – sondern das auch unumwunden zugibt. Im weiteren Gesprächsverlauf bekomme ich fast Mitleid mit dem Mann; sein Seufzen sagt mehr als Sätze wie »Mit was für Halbaffen muss ich bloß zusammen arbeiten.«
Ach ja, bei nächsten Termin hat alles endlich(!) geklappt. Wir haben zwei Lattenroste und zwei Matratzen. Und zwar die Richtigen.
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