Der gefesselte Prometheus
Aufführungszeitpunkt unbekannt. Das vorliegende Stück dürfte eine Überarbeitung eines gleichnamigen Aischylos-Dramas sein.
Reihenfolge: Prometheus Desmotes, Lyomenos, Pyrphoros und ein unbekanntes Satyrspiel
Inhalt
Von Hephaistos und den Begleitern des Zeus, Kratos und Bia ("Macht" und "Stärke"), wird Prometheus in Fesseln an einen Felsen des Kaukasus geschmiedet, weil er sich – zu Gunsten der Menschen – dem Willen des Götterherrschers nicht gefügt hatte.
Kraft und Gewalt: Hier nun verübe Frevel, und der Götter Gut
Gib raubend Taggeschöpfen zum Geschenk! Was kann
Das erdvolk von der Nöte Flut abschöpfen dir?
Falsch nennen dich Prometheus, den "Fürsorgenden",
Die Götter; selbst brauchst du, wer dir Fürsorge trifft,
Auf welche Art du dich entwindest solcher Kunst. — Aischylos: Prometheus 82ff.
Die Okeaniden – sie bilden den Chor – und deren Vater Okeanos kommen auf einem geflügelten Wagen bzw. auf einem Flügelroß vorbei und wollen Prometheus zum Nachgeben überreden; der Titan soll sich mit den neuen Göttern arrangieren. Aber Prometheus bleibt hart und erzählt von seinen Wohltaten für die Sterblichen.
Der in eine Kuh verwandelten Io verheißt er das Ende ihrer Qualen in Ägypten. Aus ihrem Stamm werde auch einst sein Retter – Herakles – kommen.
Eine weitere Prophezeiung des Titanen verursacht offenbar großes Entsetzen bei Zeus: der Titan verkündet das baldige Ende seiner Herrschaft; Zeus’ werde den, der ihn stürzen wird, selbst zeugen. Sofort erscheint Hermes beim Gepeinigten.
Prometheus: […] Hab ich nicht von dort
Schon zwei Herrscher [Uranos und Kronos] aus der Höhe stürzen sehen?
Vom dritten [Zeus] auch, der jetzt regiert, seh ich den Fall
Schmachvoll und schleunigst folgen. — Aischylos: Prometheus 956ff.
Doch mehr Informationen gibt der Titan nicht preis. Aus Zorn über seinen Starrsinn lässt Zeus unter Blitzen und Donner den Titanen mitsamt dem Felsen versinken.
Mythos
Zu den verschiedenen Göttergeschlechtern und den wechselnden Götterherrschern (Kronos entmachtete seinen Vater Uranos und wurde später von seinem eigenen Sohn Zeus "abgelöst"): siehe vorallem Hesiods Theogonie.
Der von Prometheus prophezeite Sturz des Zeus durch dessen Sohn fand nicht statt. Denn die von Zeus umworbene Thetis, derentwegen er sich mit seinem Bruder Poseidon stritt, wurde schließlich mit einem Menschen, Peleus verheiratet. Zeus war rechtzeitig gewarnt worden – nach Ovid (s.u.) von Proteus, nach Lukianos (s.u.) noch von Prometheus. Und die Fähigkeiten Achilleus’, dem gemeinsamen Sohn von Thetis und Peleus, lassen erahnen, welche Macht der Thetissohn gehabt hätte, wäre Zeus sein Erzeuger gewesen.
Vorgeschichte:
- Die Taten des Prometheus und deren Folgen sind in Hesiods Werke und Tage und der Theogonie nachzulesen.
- Werbung des Zeus und des Poseidon um Thetis: siehe Pindar 8. Isthmische Ode
Weiterer Verlauf der Geschichte:
- Warnung des Zeus vor Verbindung mit Thetis: siehe Ovid Metamorphosen und Lukianos Gespräche der Götter (A1)
- Hochzeit von Peleus und Thetis: siehe Euripides Fragment Peleus
- Befreiung des Prometheus: siehe Lukianos Gespräche der Götter (A1)
Prometheus in der Komödie:
- Als Feind der Götter: Aristophanes Die Vögel
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