Werke und Tage
Inhalt
Anläßlich eines Streits mit seinem Bruder Perses denkt Hesiod laut über Rolle des Menschen in der Welt nach – und zwar aus der Sicht des "kleinen Mannes": über Recht und Unrecht, über den Erwerb des Lebensunterhalts durch ernsthafte Arbeit.
Seinen grundlegenden Pessimismus zeigt Hesiod gleich zu Beginn: Der Geschichte von Pandora, die Zeus als Strafe für die listige Hilfe des Menschenfreundes Prometheus zum Leid der Menschen erdachte, folgt der Abschnitt über die – wie Hesiod meint – stets schlechterwerdenden Weltalter (Menschengeschlechter).
Golden haben zuerst das Geschlecht hinfälliger Menschen
Todfreie Götter geschaffen, die himmlische Häuser bewohnen.
Das war zu Kronos’ Zeit […]
Müßte ich selber doch nicht danach hier unter den fünften
Menschen sein, nein, wäre schon tot oder lebte erst später!
Denn von Eisen ist jetzt das Geschlecht. […] — Hesiod: Werke und Tage 109ff.174ff. (Ü: Walter Marg)
Direkt an seinen Bruder gerichtet lehrt Hesiod Verhaltensregeln für den richtigen Umgang mit den Mitmenschen (und den Göttern). Einer Sammlung von Sinnsprüchen folgt eine Art Bauernkalender: Zu welcher Jahreszeit ist was zu erledigen.
Der Seefahrt traut Hesiod so wenig wie den Frauen. Nur ein Mal ist er selbst per Schiff gereist, hat nach Chalkis übergesetzt:
[…] dort, kann ich rühmen,
War ich Sieger im Lied und gewann den gehenkelten Dreifuß.
Ich aber hab ihn den Musen geweiht, die am Helikon wohnen,
Dort wo die mich zuerst mit tönendem Sange begabten. — Hesiod: Werke und Tage 656ff.
Dennoch kann Hesiod einige allgemeine Verhaltensregeln über die Seefahrt präsentieren; ebenso über den richtigen Zeitpunkt der Heirat.
Laß an dem dreißigsten Jahr nicht allzuviele dir fehlen
Noch gib viele dazu; dann paßt das Alter zur Hochzeit.
Aber das Weib sei vier Jahre mannbar, freie im fünften.
Nimm eine Jungfrau zum weib, sie richtigen Wandel zu lehren,
Und eine solche am besten, die nah bei dir selber zuhause.
Doch schau dich um, sonst schaffst du den Nachbarn Vergnügen. — Hesiod: Werke und Tage 695ff.
Am Ende sind in der Überlieferung des Textes auch Reinheitsvorschriften und "bedeutungsvolle Tage" angeschlossen, von denen man heute sicher ist, dass sie nicht von Hesiod stammen.
Ans Ende hat Hesiod noch eine spezielle Warnung gestellt:
[…] Und nimm dich in acht vorm Gerede der Menschen.
Denn das Gerede ist schlimm: ganz leicht ists, wenn du es aufliest,
Ohne Bemühn, beim Tragen ists schwer, und zäh, willst dus lossein.
Und ein Gerede vergeht nie ganz, haben einmal es viele
Leute im Munde geführt. So ist es denn auch eine Gottheit.
— Hesiod: Werke und Tage 760ff.
Hintergrund
Das Gedicht ist zeitlich später als die Theogonie entstanden, denn Hesiod korrigiert seine in der Theogonie (225ff.) festgehaltenen Eris-Darstellung: es gäbe nicht eine Eris, sondern zwei: eine "schlechte", den Streit, und eine "gute", den ("sportlichen") Wettstreit.
Die Wirkung des Gedichtes auf die Folgezeit ist kaum zu überschätzen (z.B. Solon Lehrgedichte).
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