Maus: A Survivor's Tale
Comic/Graphic Novel, 1986 bzw. 1991
Inhalt
1. Teil: Maus — My Father Bleeds History
(Mid-1930s to Winter 1944)
Als der Comic-Zeichner Art Spiegelman 1978 nach längerer Zeit wieder seinen Vater Vladek und dessen neue Frau Mala besucht, kommt er nach dem Essen auf eine ältere Idee zu sprechen:
I still want to draw that book about you … | The one I used to talk to you about … | About your life in Poland, and the war. – The Complete Maus, S. 14 (Die Trennstriche sollen Bildwechsel kennzeichnen.)
Obwohl der Vater nicht allzuviel von der Idee hält, lässt er sich darauf ein und beginnt dem Sohn seine Lebensgeschichte zu erzählen: Von den Jahren als junger Textil-Ein- und Verkäufer in Czestochowa (Polen, nahe der damaligen Grenze zu Deutschland) und wie er Mitte der 1930er-Jahre seine spätere Frau Anja, Arts Mutter, kennenlernte.
Ab diesem Zeitpunkt besucht Art seinen Vater regelmässig und notiert dessen persönliche Erinnerungen: Heirat, Arbeit, Kriegbeginn, Kriegsgefangenschaft, die Rückkehr ins nunmehrige Polnische Protektorat.
Da Vladek nicht nur Pole, sondern auch noch Jude ist – wie auch seine Frau und alle Angehörigen –, wird es für die ganze Familie von da an noch weit schlimmer. Und obwohl Vladek sich als vorsichtig und weitblickend erweist, landen er und Anja 1944 schließlich in Auschwitz.
We knew the stories – that they will gas us and throw us in the ovens. This was 1944 … we knew everything. And here we were. – The Complete Maus, S. 159
2. Teil: Maus — And Here My Troubles Began
(From Mauschwitz to the Catskills and beyond)
Der zweite Maus-Band beginnt mit einer Überraschung für Art – Mala hat Vladek verlassen – und Selbstzweifeln:
Just thinking about my book … it's so presumptuous of me. | […] How am I supposed to make any sense out of Auschwitz?… of the Holocaust?… – The Complete Maus, S. 174
Art und seine Frau Françoise verbringen den August 1979 in den Catskills (New York) bei seinem (noch schwieriger gewordenen) Vater, der von seiner ersten Zeit in Auschwitz erzählt.
Das darauffolgende, 2. Kapitel bildet eine Zäsur: Im Februar 1987 befindet sich Art Spiegelman in einer Krise, obwohl seine Lage privat und beruflich bestens ist. Der erste Band der Maus war nach 8 Jahren Arbeit 1986 erschienen und sowohl kommerziell ein großer Erfolg als auch von den Kritikern hoch gelobt. Lizenzausgaben, TV- und Filmangebote und Werbeverträge winken ebenso wie Interviewanfragen aus der ganzen Welt.
Alles etwas zu viel und es wird ihm klar, dass der Selbstmord der Mutter (1968) und "der Geist meines Vaters" (verstorben 1982) wie ein dunkler Schatten über seiner Existenz hängen. Erst die Gespräche mit seinem Psychiater – wie der Vater ein Holocaust-Überlebender – helfen Art seine Blockade zu überwinden.
Es folgen die grausamen Monate in Auschwitz, der Marsch nach Grossrosen, die Fahrt nach Dachau und die nicht minder abenteuerlichen letzten Tages des Krieges – wie bisher unterbrochen von Episoden zwischen Vater und Sohn.
In Florida versöhnen sich Vladek und Mala wieder, doch als es dem Vater plötzlich schlechter geht, muss Art den Rücktransport nach New York organisieren. Und der Vater erzählt, warum sie Polen verlassen hatten, wie er in Schweden wieder seinen Beruf erfolgreich aufnahm und die Familie in die USA auswanderte.
Den Abschluss bilden das Wiedersehen von Vladek und Anja – ihr erster Sohn, Richieu, hatte nicht überlebt – und quasi der Abschied von Art und Vladek.
So… let's stop, please, your tape recorder… | I'm tired from talking, Richieu, and it's enough stories for now… – The Complete Maus, S. 296
Das allerletzte Bild zeigt den Grabstein von Vladek und Anja.
Kritik
Es ist nicht die Geschichte Vladek Spiegelmans alleine, die dieses Buch so berührend und herausragend macht. (Bei aller ihr innewohnenden Dramatik ist sie wahrscheinlich nicht aussergewöhnlicher als jene anderer Holocaust-Überlebender.) Aber in Verbindung mit der Vater-Sohn-Beziehung wird sichtbar, was der Holocaust auch jenen angetan hat, die diese jahrelange Demütigung, Gewalt, Grausamkeit und Todesgefahr durchlitten hatten, wie sehr er sie für ihr ganzes weiteres Leben geprägt hat … und somit auch deren Familien.
(So nahmen die Eigenschaften, von denen Vladek zumindest rückblickend überzeugt ist, dass sie ihm mehrfach das Leben retteten – seine argwöhnische Vorsicht und Sparsamkeit –, später schon paranoide Züge an.)
Oder auch dass Opfer des Rassismus nicht automatisch gegen Rassismus immunisiert werden, wie Vladeks Haltung gegenüber Schwarzen
zeigt.
Art Spiegelman zeichnet und zeigt seinen Vater nicht als Helden, sondern als Menschen … wenn auch nicht wortwörtlich: Denn keine Person wird in diesem Buch mit einem menschlichen Gesicht dargestellt. Sie alle haben Tiergesichter (oder tragen entsprechende Masken): Die Juden werden als Mäuse dargestellt, die Deutschen als Katzen, die Amerikaner als Hunde, die (nicht-jüdischen) Polen als Schweine, …
Zwei den Bänden vorangestellte Zitate erklären weshalb: Im ersten bezeichnet Adolf Hitler die Juden als "keine menschliche" Rasse; das zweite stammt aus einem Zeitungsartikel Mitte der 1930er-Jahre und wendet sich gegen Mickey Mouse, denn Mäuse seien ja Ungeziefer wie die Juden.
Dass diese "Zuordnung" nicht immer ganz einfach ist, wird an mindestens zwei Stellen deutlich gemacht: Einmal als Art laut überlegt, wie er seine Frau Françoise, eine zum Judentum konvertierte Französin, zeichnen sollte. Das andere Mal in einer Szene, in der sich ein Häftling an einen KZ-Wärter wendet, sich als Weltkriegs-Veteran bezeichnet und darauf besteht: I don't belong here with all these Yids and Polacks! I'm a German like you! [The Complete Maus, S. 210].
Maus erschien zunächst ab 1980 kapitelweise im Comic-Magazin Raw, das damals von Art Spiegelman und Françoise Mouly herausgegeben wurde. Seit der Fertigstellung des ersten Bandes ist Maus auch in zahlreichen Übersetzungen publiziert und mit vielen Auszeichnungen bedacht worden – darunter auch 1992 mit dem Pulitzer Preis.
Kapitel
1. Teil: Maus — My Father Bleeds History
- the sheik
- the honeymoon
- prisoner of war
- the noose tightens
- mouse holes
- mouse trap
2. Teil: Maus — And Here My Troubles Began
- mauschwitz
- auschwitz (time flies)
- …and here my troubles began…
- saved
- the second honeymoon
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