Von der Liebe und anderen Dämonen
Originaltitel: Del amor y otros demonios
Roman, 1994
Diese Geschichte wurde – so der Autor im Vorwort – durch einen Besuch des Klosters von Santa Clara 1949 angeregt. Während der Ausräumungsarbeiten der Grabkammern sieht er sich einen Gedenkstein für »Sierva María de Todos los Ángeles« an. Hinter dem Stein werden die Gebeine einer jungen Toten gefunden wurden, deren Haarmähne über 22 m betrug. Der Fund passt zu einer Legende, die García Márquez als Kind von der Großmutter gehört hatte: die Legende von einer 12jährigen Marquesita, die an der Tollwut gestorben und in der Karibik für wegen zahlreicher Wunder verehrt wurde.
Inhalt
Ein tollwütiger Hund beißt am Markt von Cartagena mehrere Menschen, die wenig später an der Tollwut sterben, und verletzt auch die zwölfjährige Sierva María de Todos los Ángeles, die einzige Tochter des Don Ygnacio de Alfaro y Dueñas, dem zweiten Marqués von Casalduero und Herrn von Darién, am Knöchel. Die Möglichkeit, Sierva María könnte an der Tollwut sterben, bringt sie ihren Eltern erst wieder ins Gedächtnis zurück.
Als Zwanzigjähriger hatte der Marqués auf seine geliebte Dulce Olivia, die einzige Tochter einer Hofsattlerfamilie, verzichten müssen und Doña Olalla de Mendoza geheiratet. Ihr Tod durch einen Blitzschlag raubt ihm den Glauben. Fortan kümmert er sich nichtmehr um irdische Güter und das Haus verkommt.
Die Freundschaft zu Dulce Olivia wurde von ihr wieder erneuert, aber inzwischen - nicht einmal ein Jahr nach dem Tod seiner ersten Frau - hatte der mittlerweile 52jährige Marqués heimlich Bernarda Cabrera geheiratet, die dreiundzwanzigjährige Tochter eines ehemaligen Aufsehers, der es später im Lebensmittelhandel zu etwas gebracht hatte.
Bernarda bringt ein Mädchen zur Welt, das bei seiner Geburt von der Hebamme als nicht lebensfähig bezeichnet wird; Dominga de Adviento, die schwarze Sklavin und Aufseherin des Hauses, gelobt in diesem Augenblick, dass sich das Mädchen bis zur Hochzeitsnacht niemals die Haare schneiden werde, wenn ihm dafür die Gnade des Lebens erwiesen werde.
Sierva María wächst als Ausgesetzte im eigenen Haus auf, im Patio der schwarzen Sklaven, gehaßt, später auch gefürchtet von der Mutter, lernt drei afrikanische Sprachen, bleibt Analphabetin, ...
Bernarda kümmert sich um die Finanzen und mehrt das Vermögen mit Mehlschmuggel. Solange ihr Körper einigermaßen ansehnlich ist, still sie ihre sexuellen Gelüste mit Sklaven, später muss sie sie dafür bezahlen. Ihre Kakaoexzesse und die Sucht nach gegorenem Honig zeichnen ihren Körper. Beim Versuch ihren Geliebten, Judas Iscariote, zu halten, entgleiten ihr die Geschäfte. Als Judas bei einem Streit beim Kartenspiel erschlagen wird, flüchtet Bernarda zur Zuckermühle.
Nur Dominga de Adviento war es zu verdanken, dass das Haus des Marqués nicht völlig verkam, und sie war es auch, die die Erziehung Sierva Marías nun zur Gänze übernahm. Nach drei Jahren, kurz vor dem Hundebiss, kehrt Bernarda ins Haus zurück, bis zur Unkenntlichkeit heruntergekommen.
Angesicht der Tollwutgefahr beginnt sich der Marqués für seine Tochter zu interessieren. Seine Beglückungstherapie bleibt aber wenig erfolgreich, das Mädchen verschlossen. Die Gefahr der Tollwuterkrankung scheint bereits gebannt, als die Magd Caridad del Cobre meint, die Kleine zeige Anzeichen der tötlichen Krankheit. Allein aufgrund des Fiebers wird die Narbe geöffnet und die Wunde von diversen Ärzten und solchen, die es vorgaben, "behandelt".
Die öffentliche Erregung ruft den alten athmageplagten Bischof Don Toribio de Cáceres y Virtudes auf den Plan, der den Marqués auffordert, Sierva María ins Kloster von Santa Clara zu bringen. Denn seiner Meinung nach leide das Kind nicht an besagter Krankheit, sondern sei von Dämonen besessen.
Die Äbtissin Josefa Miranda ist bald der gleichen Meinung und alle sonderbaren Vorfälle, werden Sierva María, zugeschrieben. Um die Seele des Mädchens zu retten, soll der Günstling des Bischofs, Pater Cayetano Delaura, die Exorzismes vornehmen, der am Vorabend seiner Beauftragung einen beunruhigenden Traum hat - den gleichen wie das Mädchen, wie er später erfährt.
Doch der 36jährige Pater verliebt sich in das Mädchen - und sie sich allmählich in ihn - und will sie retten. Als seine Zuneigung zu seiner "Patientin" ruchbar wird, wird er ins Hospital Amor de Dios zu den Leprakranken "verbannt". In seiner Bessenheit verschafft er sich des Nächtens über einen Geheimgang Zugang zur Geliebten. Trotzdem sucht Delaura weiter nach legalen Lösungen und verwirft Sierva Marías Fluchtpläne.
Aber eines Tages ist der Tunnel zugemauert und der Bischof beginnt mit den Exorzismen. Cayetano unternimmt noch einen Versuch, zu Sierva María zu gelangen, wird dabei festgenommen. Man überstellt ihn dem Heiligen Offizium, er wird der Ketzerei verdächtigt und muss seine Strafe schließlich als Pfleger im Hospital Amor de Dios abarbeiten. Sein Bemühen sich bei den Lepakranken anzustecken, misslingt. Sierva María stirbt an den Folgen der Austreibungsbemühungen.
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