Der Golem
wie er in die Welt kam

Drama, D 1920. Regie: Paul Wegener

Handlung

Der Astrologe und Magier Rabbi Löw deutet die Sternenkonstellation als Zeichen für ein großes Unheil, das seiner jüdischen Gemeinde (im mittelalterlichen Prag) droht. Während er den Ältesten der Gemeinde empfiehlt, die Nacht über zu Jehowa zu beten, greift er selbst zu einem ganz anderen Hilfsmittel: Nach der Durchsicht alter Texte und Skizzen beginnt er ein großes Wesen aus Lehm zu formen.

Diese figur genannt "der golem" wuede schon im altertum von einem thessalischen zauberer hergestellt. Wenn man in die kapsel, die in der brust sitzet, das leben erweckende wort legt, wird er lebendig für die zeit wo er die kapsel trägt. Dies symbolum heißet der "Schem".

Rabbi Löw erhofft mit der Schaffung dieser Kreatur, sein Volk zu retten.
Unterdessen verfasst der Kaiser ein Dekret "Wider die Juden":

Wir verschließen uns nicht länger den vielen Anklagen wider die Juden, so unseren Herrn gekreuziget haben, die heiligen christlichen Feste sträflich mißachten, ihren Mitmenschen nach Gut und Blut stehen und schwarzer Künste mächtig sind, und ordnen an, daß die gesamte Judenschaft ihr Stadtviertel, Ghetto genannt, noch ehe der Mond wechselt, zu räumen hat.

Der Junker Florian wird beauftragt, diesen Erlass in das abgeschlossene Judenviertel zu bringen. Die entsetzten Rabbiner führen ihn ins Haus des Rabbi Löw, wo er Löws Tochter Mirjam sieht und sich sofort in sie verliebt – und umgekehrt.
Rabbi Löw bittet Florian, den Kaiser an seine Verdienste zu erinnern: Löws Horoskope haben den Kaiser schon zwei Mal vor Unglück gewarnt.

Als Florian mit der Antwort des Kaisers – der Kaiser gewährt Rabbi Löw ein Gespräch und läd ihn zum Rosenfest ein – zurückkehrt, trifft er Mirjam alleine an. Denn Rabbi Löw ist gerade dabei, seinem Gehilfen Famulus den Golem zu zeigen, damit er mit dessen Hilfe sein noch lebloses Geschöpf in eine der Dachkammern bringen kann. Der Junker und Mirjam nützen die Gelegenheit, einander näher zu kommen.

Bald darauf stehen die Sterne günstig, um mit Magie den Geist Astaroth zu zwingen, jenes lebensspendende Wort, das den Golem belebt, bekannt zu geben. Als Rabbi Löw dieses – aemaet – auf einen Zettel schreibt und den in einer Kapsel an der Brust der Golem befestigt, erwacht die Kreatur zum Leben.

Der Rabbi stellt den folgsamen, aber furchteinflößenden Golem allen als seinen (stummen) Diener und Knecht vor und nimmt ihn zum Rosenfest mit.
Der Kaiser ist erstaunt über die Künste des Rabbi und will mehr davon sehen. Löw läßt die Vorväter beim Marsch durch die Wüste erscheinen. Beim Anblick von Ahasveros, dem ewigen Juden, macht der Hofnarr einen Scherz und alle beginnen zu lachen, obwohl Löw sie genau davor gewarnt hatte. Das prophezeite Unglück erfolgt sofort: Die Mauern des Festsaals beginnen zu wackeln und die Decke droht einzustürzen – und der Golem versperrt den Ausgang.
In seiner Not verspricht der Kaiser, den Rabbi und sein Volk zu begnadigen, wenn dieser ihn rettet. Der Golem stützt sogleich die Decke über den Gästen und bewahrt sie vor den herabfallenden Trümmern.

Nach der Begnadigung nimmt Löw dem Golem die Kapsel wieder weg, da er weiss, dass der Gehorsam des künstlichen Geschöpfes zeitlich gegrenzt ist: Neue Sternenkonstellationen lassen den Golem sich gegen seinen Meister richten und auf Trug und Zerstörung aus sein. Dann begibt er sich mit den jubelnden Juden in den Tempel, um ihre Rettung zu feiern.

Doch Mirjam und Florian, die das Rosenfest für ein heimliches Rendezvous genutzt hatten, haben verschlafen. Famulus entdeckt ihr Geheimnis und aus Eifersucht aktiviert er den Golem erneut …

Kritik

Der jahrhundertealte Mythos vom Golem erhielt 1915 durch das Buch Der Golem von Gustav Meyrink einen neuerlichen Popularitätsschub und für Paul Wegener war der Film Der Golem, wie er in die Welt kam bereits die dritte Verfilmung des Golem-Mythos. (Auch in den vorangegangenen Filmen Der Golem und Der Golem und die Tänzerin, beide heute verschollen, hat Wegener die Hauptrollen verkörpert.)

Der Golem, wie er in die Welt kam ist ein großartiger Stummfilm-Klassiker des deutschen Expressionismus – in zum Teil schrillen Farben –, der vorallem mit seinen Kulissen, den Bewegungen des Untoten und der Tricktechnik maßgeblichen Einfluss auf das Horror- und Fantasy-Genre des Kinofilms hatte – von Metropolis bis Frankenstein.

Die heutige restaurierte Filmfassung basiert im Wesentlichen auf einer Kopie, die das Museum of Modern Art 1936 von der Ufa erhalten hatte. Einige Zwischentitel und Inserts wurden vom Filmmuseum München nach einer in Moskau erhaltenen Kopie restauriert. Der übrige Text für die Zwischentitel orientierte sich an einer erhaltenen Zensurkarte aus dem Jahre 1931, der Vorspann am Programm für die Uraufführung 1920 im Berliner Ufa-Palast.

Besetzung

Der Golem   … Paul Wegener
Rabbi Löw   … Albert Steinrück
Mirjam   … Lyda Salmonova
Famulus   … Ernst Deutsch
Florian   … Lothar Müthel
Kaiser   … Otto Gebühr
Das kleine Mädchen   … Loni Nest

Regie: Paul Wegener und Carl Boese
Drehbuch
: Paul Wegener und Henrik Galeen

DVD

Filmlänge:   85 min.
Ton:   Dolby
Sprachen:   Deutsch, Englisch

Extras:

 

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20. Juli 2007 / 2014

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