House of Cards

House of Cards | To Play the King | Final Cut
Miniserien-Trilogie. GB 1990, 1993, 1995

Handlung

Die Wahlen nach dem Rücktritt von Margret Thatcher sind geschlagen, die Conservative Party hat trotz schwerer Verluste erneut die Mehrheit errungen, Henry "Hal" Collingridge wird der neue Prime Minister of the United Kingdom.
Francis Urquhart, Fraktionsführer – "Chief Whip" – der Tories im House of Commons (Unterhaus), hatte schon bei der Wahl des neuen Parteivorsitzenden auf den eher farblosen Collingridge gesetzt, wofür dieser ihm einen Posten in der Regierung in Aussicht gestellt hatte.

Elizabeth Urquhart: Ich finde auch, dass du Prime Minister werden solltest. Collingridge hat nicht halbsoviel zu bieten wie du … und wenn er hundert wird.
Francis Urquhart [zum Zuseher]: Nun … ja, meine Frau ist äußerst loyal. Ein Politiker braucht soeine Frau. Und bedauerlicherweise nicht nur ein Politiker. Im öffentlichen Leben sind Helfer nötig, Elfen und Kobolde und dienstbare Geister. Und vorallem unbedarfte Bauern auf dem Schachbrett, die nicht wissen, wer sie setzt. – House of Cards, Folge 1

Doch am Tag nach der Siegesfeier werden Urquharts Vorschläge für die Zusammensetzung des neuen Kabinetts von Collingridge abgelehnt. Der neue Prime Minister nimmt keinerlei Positionswechsel in der Regierung vor.

Collingridge: […] Ich darf doch wohl auf Ihre Unterstützung zählen?
Francis Urquhart: Ja, Prime Minister. Natürlich. Selbstverständlich.
Collingridge: Gut. Ich möchte klarstellen, Sie sind nachwievor der Kandidat für die höchsten Ämter. Aber! … Sie sind auch der fähigste und angesehenste Fraktionsführer, den diese Partei in ihrer Nachkriegsgeschichte hatte. Bei den knappen Mehrheitsverhältnissen im Parlament ist ein ausgezeichneter Fraktionschef wichtiger für mich als ein ausgezeichneter Innenminister.
Francis Urquhart: Sie sind zu freundlich, Prime Minister … zu freundlich.

Francis Urquhart [wieder zuhause]: Nichts! Nichts, verdammt noch 'mal, nichts! Und dann hat er noch die Frechheit zu sagen, er rechnet mit meiner Unterstützung! Und sein ganzes Schicksal läge in meiner Hand, Elizabeth. Melodramatisches Geschwätz.
Elizabeth Urquhart: Vielleicht auch nicht …
Francis Urquhart: Was?
Elizabeth Urquhart: Ist das nicht … eine ziemlich genaue Analyse? Sein Schicksal liegt doch wirklich in deinen Händen …
Francis Urquhart: Nein. Nein, nein … ich habe mich um die Disziplin zu kümmern. Aber mit einer unmotivierten Truppe kann ich nichts für ihn tun.
Elizabeth Urquhart: Und sie ist unmotiviert, nicht wahr? Seine Führungsschwäche, seine Unfähigkeit, Verantwortung auf sich zu nehmen und richtig durchzugreifen … wird dazu führen, dass er über Kurz oder Lang in Gedränge gerät.
Francis Urquhart: Ja. Wahrscheinlich eher früher als später, wenn du mich fragst. Es sei denn …
Elizabeth Urquhart: Es sei denn … er würde vorher das Ruder aus der Hand geben.
Francis Urquhart: Das wird er nicht tun.
Elizabeth Urquhart: Es sei denn … er würde das Ruder einem Besseren überlassen.
Francis Urquhart: Hättest du eine Idee, wie man ihn zu dieser Einsicht bringen könnte?
Elizabeth Urquhart: Nein. Aber ich könnte mir vorstellen, dass dir zu dieser Frage etwas einfällt. Und dass du sehr wohl in der Lage bist, das dann auch in die Tat umzusetzen. – House of Cards, Folge 1

Da trifft es sich gut, dass noch am selben Abend die junge, ehrgeizige Journalistin Mattie Storin vom Chronicle ausgerechnet von Urquhart Hintergrundinformationen zur Nicht-Kabinettsumbildung erbittet.

Mattie Storin [in Urquharts Arbeitszimmer]: […] ich habe vor, zu verstehen, was Sie zum Beispiel wirklich denken. Ich möchte von Ihnen erfahren, wo Sie wirklich stehen. Und ich habe den Eindruck, dass Sie einem vertraulichen Gespräch nicht abgeneigt sind. […] Ich stecke in einer Phase meiner Karriere, an der ich keine knalligen Erfolge brauche, sondern Hintergrundwissen. Ich brauche einen Freund … in den höchsten Etagen, Mr Urquhart. Und ich glaube, dass Ihnen jemand wie ich gelegen kommt. Und … niemand weiss, wo ich bin heute abend. Und das wird auch niemand erfahren.
Francis Urquhart [überlegt kurz]: Möchten Sie mir vielleicht ein paar Fragen stellen, Miss Storin?
Mattie Storin: Mattie, bitte …
Francis Urquhart: Ja … Mattie.
Mattie Storin: Ist es richtig, dass es innerhalb der Regierung Rivalitäten und Meinungsverschiedenheiten gibt?
Francis Urquhart: Es gibt Elemente in der Partei und es gibt Elemente im Kabinett, die tief beunruhigt sind. Sie sind der Ansicht, dass der Prime Minister nicht das Zeug dazu hat, eine Legislaturperiode zu überstehen. Sie sehen eine neue Regierungskrise kommen. Unter den Ehrgeizigeren beginnt schon der Kampf um die beste Startposition. Das Wohl der Partei gerät dabei aus dem Blickfeld, und erst recht das Wohl des Landes. Es geht darum, den Regierungschef zu beerben. – House of Cards, Folge 1

Im Vertrauen auf den beiderseitigen Vorteil halten Mattie und Francis ihre Verbindung geheim. Mattie berichtet aus "gut informierten Kreisen", was Urquhart nützlich erscheint, und erliegt bald der Faszinantion der Macht. Geschickt positioniert sich Urquhart als Getreuer des Prime Minister und erscheint nicht nur Parteifreunden und Förderern zunehmend als "der bestere Mann", sondern gerade auch Mattie. Das Verhältnis wird – mit Elizabeths Duldung – auch intim.

Mattie Storin: Ich möchte dich Daddy nennen. – House of Cards, Folge 3

Mattie ist nicht Urquharts einziger "Bauer auf dem Schachbrett": Urquharts Stellvertreter Stamper ist ein durchaus dienstbarer Geist in der Fraktion. Und der PR-Chef O'Neill hängt dank Drogenmissbrauch und Unterschlagungen überhaupt gänzlich an Urquharts Gängelband. Mit dessen Hilfe kann Urquhart den Prime Minister in einen Aktienskandal verwickeln.

Aus dem bald offenen Kampf um den Parteivorsitz hält sich Urquhart scheinbar nobel heraus. Stattdessen bekämpft er seine Kontrahenten im Geheimen und lässt sich zunehmend zur Kandidatur drängen.

Francis Urquhart: Sie mögen das so sehen, aber ich kann das unmöglich kommentieren … – House of Cards, Folge 3

Ohne Urquharts Rolle zu durchschauen, wittert Mattie aber im Aktienskandal ein Komplott gegen Collingridge und beginnt zu recherchieren …

Hintergrund & Kritik

Die Vorlage zur BBC-Serie House of Cards stammt vom 1989 erschienen Roman House of Cards von Michael Dobbs. Der war bereits als Berater und Stabschef unter Margret Thatcher ein berüchtigter Drahtzieher in Politik des Königreichs, später auch Kolumnist, Moderator, Publizist und Mitglied des House of Lords. Nach dem Erfolg von Buch und Serie schrieb Dobbs die Nachfolgeromane To Play the King und Final Cut, die 1993 und 1995 gleichfalls die Vorlagen für die Fortsetzungen der BBC-Serie bildeten.
2013 adaptierte Netflix die britische Serie für ein US-amerikanisches House of Cards mit Kevin Spacey als Francis Underwood, einem ehrgeizigen Kongressabgeordneten und Fraktionsführer der Democrats, der – nachdem er doch nicht Außenminister wird – seine Karriere mit eigennützigen Intrigen vorantreibt.
Trotz Modernisierung und Anpassung an den amerikanischen Geschmack sind die Reminiszenzen ans britische Original zahlreich – von der Handlung, den Charakteren, … bishin zu den Ratten, die sich ab und zu in Zwischeneinstellungen zeigen. Ab To Play the King driftet die amerikanische Version von Original ab, vorallem weil das politische System der USA kein Äquivalent zum britischen Monarchen hat. Gleich bleiben hingegen die Schwierigkeiten der Protagonisten, sich gleichzeitig an der Macht und die eigenen Leichen im Keller zu halten.

Egal ob man 3×4 Folgen (wie die BBC-Serie) oder 13 Folgen pro Staffel (wie die Netflix-Serie) zur Verfügung hat: Eine Fernsehserie, die freilich lieber mehr als weniger Zuseher haben will, kann nicht das komplizierte, poltische System einer modernen Demokratie in seiner Gesamtheit darstellen und zum Mittelpunkt seiner Handlung machen. Hier müssen Abstriche im Handlungszeitraum und in der Komplexität der handelnden Personen gemacht werden, um verständlich zu bleiben. Dennoch wurden (und werden) den Roman-Vorlagen, der BBC-Serie und erst recht der – aufwändigeren und längeren – Netflix-Serie Glaubwürdigkeit nicht nur vom Publikum attestiert, sondern auch von Polit-Profis und Politikern – somancher outete sich gar als regelrechter Fan.

Besetzung:

Francis Urquhart   … Ian Richardson
Elizabeth Urquhart   … Diane Fletcher
Mattie Storin   … Susannah Harker
Henry Collingridge   … David Lyon
Tim Stamper   … Colin Jeavons
Roger O'Neill   … Miles Anderson
Sarah Harding   … Kitty Aldridge
The King   … Michael Kitchen

Drehbuch: Andrew Davis, Michael Dobbs nach den gleichnamigen Romanen von Michael Dobbs.

Regie: Paul Seed, Mike Vardy

DVD:

Filmlänge:   644 min. (3×4 Episoden zu je ca. 55 min.) auf 6 DVDs
Ton:   Dolby Digital 2.0
Sprachen:   Deutsch, Englisch

 

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17. Jänner 2016

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