Stars?
Inflation & Suche

Der Trend ist nicht neu: Wenn Journalisten über Menschen aus dem Kultur(?)- oder Unterhaltungssektor berichten, ist stets von "Stars" die Rede. Nicht dass diese wirklich jeden Superlativ wert wären, aber offenbar kann es nicht (mehr) sein, dass man einfach "nur" von SängerInnen, ModeratorInnen, SchauspielerInnen und dergleichen spricht. Sie alle brauchen zumindest ein "Super-", "Promi-", "Wunder-" oder wenigstens ein "Kult-" vorangestellt.

Und hilft das alles nichts, läd man sie (sich?) in eine Fernsehsendung ein, die sie auf auf Grund ihres Titel zu einer "Berühmtheit" machen: ein Prominentenquiz oder ähnliches.
»Ich bin ein Star, holt mich hier raus« war so etwas – eine Gruppe von Personen wurde auf einem präparierten Platz im Dickicht eines australischen Dschungels(?) untergebracht, um dort diverse Mutproben zu bestehen. Von dem Dutzend waren mir gerade mal zwei Namen ein Begriff, das Attribut "Star" wäre mir aber nicht dazu eingefallen.
Oder: »Der große deutsche Prominenten Buchstabierwettbewerb« – allein schon den Titel muss man sich auf der Zunge zergehen lassen. Lauter unbekannte Gesichter.

Trotz der Inflation an "Stars" werden laufend weitere gesucht: Nicht bloß jede Nation sucht – mittlerweile im 2 oder 3 Anlauf – seinen "Superstar", sondern praktisch jeder Privatsender.
Am Nervigsten ist dabei eindeutig Sat1 – dem bekanntlich seine bester, Harald Schmidt, abhanden gekommen ist: Jede (Werbe-)Unterbrechung beginnt und endet mit einem Spot für die eigene Show, in den Sat1-Nachrichten wird auch noch regelmässig über die verbliebenen Teilnehmer und die Zwischenstände berichtet und als Draufgabe gibt’s noch Spezialsendungen über Hintergründe nach dem Motto »Was Sie noch nie wissen wollten und auch getrost gleich wieder vergessen können«.
Dabei scheint dieses Showformat auch der Promi-Förderung zu dienen: die JururInnen haben eigentlich nichts zu bieten als ihren (angeblichen) Promi-Namen. Fachlich haben sie nichts zu melden. Müssen sie auch nicht: Jeder Teilnehmer am Wettbewerb wird hochgejubelt (»Wow, lad mich zu deinem 1. Konzert ein!«, »Voll super!«), dazu irgendein Witzchen oder ein markiger Satz. Aus. Pause. Nächster.

Und was wird aus diesen "Superstars"? Da haben Millionen von mutmaßlich jungen ZuseherInnen eine Menge Geld für das Voting ihres Favoriten per Anruf oder SMS ausgegeben und jede Pimperl-Zeitschrift hat wenigstens über die Entscheidung berichtet. Tatsache ist, es hat GewinnerInnen gegeben. Glaubwürdige Berichte über deren "Karriere" danach gibt es eigentlich keine, nur die hämische Mundpropaganda verrät noch ab und zu, in welchen Bierzelten diese Stars augenblicklich Kostproben ihres Talents abgeben dürfen.

Nicht einmal für den Song-Contest hat’s gereicht. Dabei war der österreichische Beitrag wahrlich schwer zu unterbieten – in allen Belangen. Freilich, andere Beiträge waren ebenfalls die Sendezeit nicht wert. Dennoch: ein herber Schlag für das österreichische Selbstverständnis als "Kultur-" und "Musiknation". Allerdings wird diese "Niederlage" so schnell vergessen sein wie praktisch jedes Jahr, denn diese "Watschen" erhält Österreich äußerst regelmässig.

Mag sein, dass es irgendwo einen Garten gibt, dessen Bäume wunderbare Künstler hervorbringen. Nur will der (von der Gesellschaft) gepflegt sein. Und sei es auch nur, dass sie ihm Freiraum zur Entfaltung gibt. Auf dem am modischsten und dem Zeitgeist am ehesten entsprechend zu recht gestutzten Baum wachsen keine Mozarts, Bowies, Armstrongs oder ähnliche Kapazunder.

Aber halt! Fernsehsender, zumal private, sind nicht zuständig für Gesellschafts- oder Kulturpolitik. Sie sind ihren Eigentümern gegenüber verpflichtet und zwar in Form von ...? Richtig: Money, Moneten, Zaster, Pinke-pinke, Göd. Oder wenigstens: Quoten (was im Endeffekt aufs Selbe hinauslaufen sollte).

Und so werden wohl weiterhin hübsch hergerichtete Jungs und Mädchen vor die Kamera gezerrt oder gelassen, die bestenfalls unter der Dusche trällern sollten – aber bitte nicht in meiner unmittelbaren Nachbarschaft!

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23.5.2004

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