Trash TV

Eigentlich stehe ich auf dem Standpunkt, dass Fernsehen per se nicht verblödet. Wie bei allen Medien kommt es auch hier auf den Gebrauch an – übrigens gibt es m.W. noch immer kein Schulfach »Medien & Kommunikation« im deutschsprachigen Raum, das Heranwachsenden Hintergründe und Studien zu diesem Thema näherbringen könnte.

Ob mir das Fernsehen nützt oder schadet, mich gut unterhält oder mir einfach nur Zeit stielt, … kann ich selbst entscheiden: Durch meine Wahl, ob und was ich mir ansehe.

Theoretisch wenigstens. Denn Voraussetzung ist, es gibt 1. überhaupt Sendungen, die meinen Ansprüchen genügen, und 2., dass ich sie finden, sehen oder aufnehmen kann.

Beides wird merklich knapper. Denn der Tag hat nur 24 Stunden, auch der TV-Tag. Und letzterer ist mittlerweile ziemlich vollgestopft mit …

  • von Hobbyschauspielern (entsprechend) vorgetragene "Reality"-Shows mit gänzlich fiktiven Inhalten/Handlungen (Gerichtsshows, Therapeutensitzungen, Polizeiermittlungen, …)
  • Pseudo-Promi-Shows, in denen Leute, die angeblich schon einmal im Fernsehen aufgetreten sind, auf Almen, im Dschungel oder sonstwo ausgesetzt werden (und leider immer wieder heimfinden).
  • "künstlerische" Wettbewerbe, die Publikum und Teilnehmern vorgaukeln, dem Sieger stünde eine tolle Karriere bevor.
  • Wettbewerbe mit (freiwilligen!) Teilnehmern, die einige Wochen lang sonst irgendwelche Sachen vor der Kamera machen müssen, für die sie sich eines Tages genieren werden.
  • Talk-Shows, deren Niveau mittlerweile ungeahnte Tiefe erreicht haben. Die einzig relevante Frage, die sich mir bei diesen Sendungen aufdrängt ist, ob der/die Moderatorin in der Lage ist, das jeweilige Anliegen ihres Gastes dem Publikum und den anderen Gästen irgendwie verständlich zu machen. Ist schon interessant, dass ausgerechnet Shows mit der Bezeichnung "Talk", Gäste mit solch bedauernswerter Sprach- und Wortarmut einladen.
  • Quizshows für die Zuseher. Das geht ganz einfach: Man stellt eine Frage, die so einfach zu beantworten ist, dass die Bedienung des Telefons die einzige "Herausforderung" für den ZuseherInnen ist. Und als "Karotte" blendet man (möglichst großformatig) einen Betrag von mindestens 500 € ein. Der/Die ModeratorIn hat die Aufgabe, alle vor dem Bildschirm zum Mitmachen zu animieren und so zu tun, als würde immer noch niemand anrufen, während die Taxameter der kostpflichtigen Rufnummern eifrig zählen. Der Gag besteht letztlich wohl darin, die AnruferInnen mehr zahlen zu lassen als man Gewinne vergibt. Als Grundlage dafür dient eine Kooperation mit einer Telefongesellschaft, die ohnehin zu mitternächtlicher Stunde wenig Traffic auf ihren Leitungen hat.
  • sonstigem Müll (schlechte Spielfilme, Serien, …)

Ich nur empfehlen:

  • Informieren Sie sich (online oder in Printausgaben) über das Fernsehangebot, vorallem jenes von ARTE und 3-sat. Aber auch andere Sender haben immer wieder interessante Sendungen wie z. B. Spiegel-TV und BBC Exklusiv (beide auf VOX).
  • Nutzen Sie die Informations- und Unterhaltungsangebot anderer Medien wie Radio oder Internet.
  • Lesen S’ mal wieder ein gutes Buch (s.a.: Buchtipps).

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18.6.2004

a kastl

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