Abblocken
Originaltitel: Putting the Boot In
Krimi, 1985
Inhalt
Der Privatdetektiv Duffy ist in seiner Freizeit auch Fußballer, genauer gesagt: Tormann (obwohl mittelgroß und untersetzt). Bei einem Spiel seines Clubs, den »Western Sunday Reliables«, fällt ihm Danny Matson ein und lässt den Fall Revue passieren.
Danny Matson war ein Fussballer mit Zukunft. Alle hatten ihm einen Aufstieg in die 2. Liga zugetraut, wenn nicht gar mehr. Aber eines Samstags lernt Danny nach dem Spiel Denise in seinem Pub kennen. Als er seinen Wagen holen will, wird er überfallen. Die Täter bearbeiten vorallem sein Fußgelenk nahe der Ferse.
Damit ist Dannys Laufbahn jäh zu Ende. Ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, da sein Club Danny dringend brauchen würde. »Athletic« rangiert zehn Spiele vor dem Saisonende an viertletzter Stelle der dritten Liga. Der Abstieg in die Bedeutungslosigkeit droht.
Der »Athletic«-Manager Jimmy Lister glaubt nicht an einen zufälligen Raubüberfall und beauftragt Duffy mit Nachforschungen.
Duffy hat aber auch ganz andere Sorgen:
Zuerst war es nur so eine Horrorgeschichte in den Zeitungen gewesen. […] Und schließlich, gräßlich, eines Morgens: Schwulen-Seuche »AIDS« bei uns! […] Trifft Homosexuelle, Heroinsüchtige, Haitianer und Hämophiliekranke. Alle, die ein H im Namen hatten, wie man Fisch nur essen soll, wenn der Monat ein R hat oder so ähnlich. Homosexuell schließt bisexuell ein, las Duffy. Duffy war mal eine Weile ziemlich bisexuell gewesen. […]
Keine Männer mehr. Schluß für eine Weile. Achte auf Nachtschweiß. Versuch rauszufinden, wo deine Lymphknoten sind. — Dan Kavanagh: Abblocken (Ü: Verena Schröder)
Während Duffy die medizinischen Fachbegriffe, Selbstuntersuchungen und Hochrechnungen von Inkubationszeiten eher verwirren als aufklären, geht es mit »Athletic« bergab. Nicht nur sportlich. Wegen Anrainerklagen droht die Sperre für einen Zugang zum Stadion und auf den unterbesetzten Rängen macht sich eine Gruppe Neonazis breit, die keineswegs zu den Anhängern des »Athletic« zu zählen war.
Schon gar nicht im Hinblick auf den dunkelhäutigen Brendan Domingo, auf dem nun die letzten Hoffnungen vom Klassenerhalt von »Athletic« ruhten.
Duffys Nachforschungen ergeben einen Zusammenhang zwischen dem Vereinspräsidenten und Hauptinvestor der »Athletics«, Melvyn Prosser, und einem eingereichten Bauprojekt an der Stelle des Stadions.
Dann erwischt es auch Brendan Domingo: Er lernt eine gewisse Maggie kennen, geht mit ihr nach Hause, hat mit ihr Sex; sie zeigt eine scheinbare Vorliebe für eine durchaus härtere Gangart, geht zur Polizei, zeigt ihn wegen Vergewaltigung an und verschwindet.
Erst mit Hilfe seines Abhör- und Elektronik-Spezialisten Geoff Bell gelingt es Duffy, die Polizei von den Ungereimtheiten dieses Falls zu überzeugen. Brendan Domingo darf trotz der Anzeige weiterhin für seinen Club spielen. Dank eines Tipps von Duffy übersteht er auch den psychischen Druck und rettet »Athletic« im letzten Spiel vor dem Abstieg.
Komisch, daß immer irgendein Trost zur Hand war. Man spielt nicht immer 5:0, auch nicht 0:5. Oft endete alles mit einer Art Unentschieden. Duffys Match mit Melvyn Posser war mit einem Unentschieden ausgegangen. 1:1, könnte man sagen. […]
Danny Matson. Ein Dutzend Spiele in der ersten Mannschaft, zum ersten Mal die große Welt schnuppern, freier Eintritt im »Knight Spot«, immer stärkeres Zusammenspiel mit Big Brendan, Foto in den Zeitungen, bei den Mädchen beliebt, Warten auf Lieferung eines neuen Capri und dann … pff! Du bist eine kleine Nummer in den Plänen eines anderen, und deine Karriere wird im Klo runtergespült. Du erfährst nie von wem; du erfährst nie, warum. — Dan Kavanagh: Abblocken
Kritik
Abblocken ist nach Duffy und Schieber-City der 3. Krimi von Dan Kavanagh alias Julian Barnes. Die Kapitelüberschriften entsprechen hier den Abschnitten eines Fußballspiels, beginnend mit »Aufwärmen« bis hin zur »Verlängerung«.
Dass der Fußball freilich auch das Hauptthema des Krimis ist, liegt auf der Hand. Das zweite große Thema ist die 1985 noch rätselhafte – und bis heute unheilbare – Krankheit »Aids«, mit der sich der bisexuelle Duffy konfrontiert sieht, und dem/der Leser/in so einen kleinen Eindruck von der ab 1982 um sich greifenden Angst liefert.
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