Dan Kavanagh:

Schieber-City
Originaltitel: Fiddle City

Krimi, 1981

Inhalt

Der zweite Fall des Privatdetektivs Duffy (siehe Kavanagh: Duffy) beginnt mit einem bösen Unfall auf der M4 zwischen Heathrow und Chiswick: McKays Wagen wird von LKWs regelrecht umzingelt und dann abgeschossen. Das heißgeliebte Auto ein Totalschaden, McKay überlebt schwer verletzt.
Der Unfall seines Angestellten McKay bereitet Roy Hendrick keine Kopfzerbrechen. Ein tragischer Unfall, mehr nicht. Sorgen machen ihm die Diebstähle, die seine Speditions- und Lagerfirma am Flughafen Heathrow seit kurzem vermehrt zu verkraften hat.

Nick Duffy wird als Lagerarbeiter bei Hendrick angestellt, um sich undercover in der Firma umzusehen, und erhält von seinem Bekannten Willett, der für den Zoll tätig ist, eine Menge Wissenswertes über den Flughafen:

»Daß da geklaut wird, ist nicht überraschend. Schließlich sind wir hier in Schieber-City, Duffy. […] Ich meine, die Zeitungen und die Richter, die sprechen statt von Heathrow von Diebsrow, nicht wahr? Aber Diebstahl ist nur ein kleiner Teil des Ganzen. Wir sind hier in Schieber-City, Duffy – Schieber-City.« — Kavanagh: Schieber-City (Ü: Michael Bodmer)

Um eine Aversion gegen Flughäfen zu entwickeln, hätte Duffy Willett nicht gebraucht:

Er haßte Flughäfen. Er haßte auch Flugzeuge. Beides, zweifellos, weil er das Ausland haßte. Ausländer haßte er nicht – zumindest nicht mehr als die meisten anderen Leute –, aber er haßte ihren Herkunftsort. Duffy war natürlich noch nie im Ausland gewesen, aber er wußte, auch ohne hinzugehen, daß ihn dort irgendein Wahnsinn ereilen würde. […] Beim Anblick von Flugzeugen am Himmel duckte er sich; […] Das war nämlich noch so was mit diesen Flugzeugen: Sie stürzten ab; sie brachten einen um. Wäre Duffy König gewesen, so hätten alle Flugzeuge dem Rumpf entlang die Aufschrift tragen müssen: »Der Gesundheitsminister warnt: Fliegen gefährdet Ihre Gesundheit«. — Kavanagh: Schieber-City

Diese Haltung erleichtert Duffy die Arbeit freilich nicht. Auch sonst drehen sich die Ermittlungen ziemlich im Kreis. Eine kleine Bestechungssumme, die er im Spind findet, nimmt er zum Schein an. Doch die zweite "Bezahlung" – einige Taschenrechner – ist eine Falle, der er nur knapp entgeht. Ansonsten bekommt der Neue zwar eine Menge Verladearbeit, wird aber von den anderen Angestellten gemieden. Nur der wortkarge Casey mit seinem bemerkenwerten Hals-Tatoo »–––– H–I–E–R –––––– S–C–H–N–E–I–D–E–N ––––« lässt sich beim Mittagessen einige, wenige Worte von Duffy entlocken.

War es im ersten Duffy-Krimi das Rotlicht-Milieu Londons in den späten 1970ern, das Barnes alias Kavanagh auf seine witzige und doch auch tiefgründigere Art beschrieben hat, so ist es in diesem zweiten Krimi der Schmuggel und vorallem der Drogenschmuggel.

Duffys Nachforschungen haben noch nichts Konkretes ergeben, als er bereits entlassen wird. Nicht vom Chef, sondern von seiner direkten Vorgesetzten, Mrs. Boseley. Ihm war beim Einstellungsgespräch ein dummer Fehler unterlaufen. Nun erfolgt eine intensivere Befragung durch Mrs. Boseley und Gleeson, in deren Verlauf Duffys Ohrstecker unsanft mit einer Zange entfernt wird.

Duffy muss nun alles riskieren und die Kündigungsfrist nutzen. Es gelingt ihm, Gleeson unter Druck zu setzen und eine getarnte Heroin-Ladung durch eine Litschie-Ladung zu tauschen. Die Schmuggelware schiebt er allen Beteiligten unter, dann nutzt er seine Kontakte zu Zoll und Polizei für vertrauliche Mitteilungen.

Trotzdem war er nach diesem Job schwer depremiert. Depremiert beim Gedanken an eine Welt, in der es am einen Ende tote Babies gab und am andern tote Fixermädchen und zwischendrin einen Schwarm von unermüdlichen Unternehmern, die monatelang nur abwarteten und dann, mit Hilfe eines Nadelstichs in einem Dosenetikett, ihren Reibach machten und damit durchkamen. — Kavanagh: Schieber-City

 

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15.2.2005

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