Suppe Taube Spargel sehr sehr gut
Essen und trinken mit Adalbert Stifter
Sachbuch, 1999
Diesbezüglich geht’s mir wie einst Kurt Palm: Der "Klassiker" Adalbert Stifter steht für Langeweile. Bei Palm änderte sich das durch einen Missgriff im Bücherregal: er packte das "falsche" Buch für eine USA-Reise ein und ausgerechnet in dem Land, das allseits für seine Schnelllebigkeit berühmt ist, las Palm den Nachsommer, diesen Inbegriff an Langsamkeit – und wurde "bekehrt". (Ist mir noch nicht passiert.)
Inhalt
Dieses Buch ist jedenfalls alles andere als langweilig. An Hand von Stifters Briefen wird das Leben des Schriftstellers beschrieben. Und da Speisen in beiden eine ungemein wichtige Rolle spielten, hat Kurt Palm alte Kochbücher aus dem 19. Jahrhundert durchstöbert und somanches nachgekocht.
So findet man diesem Buch Rezepte für insgesamt 35 Speisen, vom Apfelstrudel bis zum Zwiebelrostbraten. Von Haselhuhn und Auerhenne raten Palm und seine von ihm bekochten Gäste allerdings eher ab. (Sind aber ohnehin schwer erhältlich.)
Und doch ist dies weit mehr als ein Kochbuch. Palm hat ein lebendiges Portrait Stifters geschaffen, das Portrait eines Mannes, der sich wegen Selbstzweifel, Frustration und privaten Problemen in Alkoholismus und Fresssucht geflüchtet hat, eines Schriftstellers, der – im krassen Gegensatz zu den von ihm geschaffenen literarischen Figuren – das Leben keineswegs heroisch und genügsam gemeistert hat.
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