Die Tochter der Hündin
Roman, 1996
Die mittlerweile über 60-jährige Griechin Rubíni (mit dem Künstlernamen Raraú) erzählt ihr Leben: in Epálxis war sie geboren und als ihr Vater, ein Innereienmetzger, 1940 einberufen und an die albanische Front geschickt wurde, blieb ihre Mutter mit ihren Söhnen und der Tochter in dem kleinen Haus – ein Zimmer mit Lehmboden – zurück. Ohne Geld oder andere Wertsachen.
Der Vater kehrt nicht zurück und unter der italienisch-deutschen Besatzung wird die Lage der Familie immer schlimmer, denn für die Mutter gibt es keine Arbeit.
Als die Familie bereits den 27. Tag kein Essen hat, putzt sich die Mutter erstmals auf und geht auf das Angebot eines italienischen Soldaten ein. Herr Alfio ist von nun an regelmässiger Gast im Haus und versorgt die Familie. Sotíris, der ältere Sohn, alt genug zu verstehen, was vor sich geht, verlässt die Familie. Auch in der Stadt ist die Mutter nun als Kollaborateurin und Hure verschrieen, nur sehr wenige halten zu ihr, verstehen, dass nur die äußerste Not sie dazu getrieben hat.
Doch mit Alfio fühlt sich die Mutter nicht als Hure: sie fühlt sich ihm weit mehr zugetan als einst ihrem Mann, wenngleich sie weiss, dass der Soldat verheiratet ist und die Beziehung nur eine auf Zeit ist.
Auf Alfio folgt Vittorio, für den die Familie nicht solche Zuneigung empfindet, aber der ihr Überleben sichert.
Nach der Befreiung durch die Partisanen wird die Mutter gemeinsam mit den anderen Kollaborateuren öffentlich gedemütigt – und verstummt.
Rubíni arbeitet viel und mit Hilfe eines Arztes, der sich nun der Politik widmete, kann die Familie Epálxis verlassen. Der kleine Bruder erhält Arbeit auf dem Gut dieses Arztes, Mutter und Tochter ziehen nach Athen.
An der Stadtgrenze beziehen sie Unterkunft in einem leeren Bunker, den sie sich mit einem (angeblichen) Kriegsinvaliden ohne Beinen teilen müssen. Zu dritt suchen sie jeden Tag die besten Plätze in Athen, um zu betteln.
Mit Hilfe einer endlich gewährten Witwenpension und dem Erlös aus dem Verkauf des Hauses in Epálxis beziehen Mutter und Tochter endlich eine Zweizimmerwohnung in Athen und Rubíni kann sich ihrer langersehnten Schauspielkarriere widmen. Mit allen Mitteln verfolgt sie den Traum, den eine einst in Epálxis wohnende Schauspieltruppe ausgelöst hatte. Doch sie bleibt zeitlebens eine kleine Komparsin, die in Provinzdörfern auftritt.
Vielleicht ist es die Einsamkeit, die sie erstmals nach dem Tod ihrer Mutter empfindet: ein "Nervenleiden" beendet ihre "Laufbahn" – inzwischen erhält sie auch eine Pension als Schauspielerin und ist finanziell praktisch unabhängig – und entwickelt offenbar eine multiple Persönlichkeit. Jedenfalls erzählt sie das alles einem Arzt, nachdem sie mehrmals von der Polizei wegen auffälligem Verhaltens aufgegriffen worden war. Ein eingeschobenes Attest bescheinigt Rubíni neben ihrer Jungfräulichkeit eine allzu rege Phantasie und Harmlosigkeit. Der Arzt hält ihre Lebensgeschichte für unglaubwürdig.
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