Super bowl 2004

Am Sonntag, den 1.2., kurz vor Mitternacht, war’s so weit: Super Bowl. Für die Amerikaner die 38., für mich die 3., für die ich eine Nacht zum Tag machte – vor der Glotze. 2002 tat ich dies zum ersten Mal und war bis zur letzten Sekunde gebannt, als damals die New England Patriots als Underdog die Super Bowl holten.

Ein Spiel, das mich überzeugt hatte. Schach am Rasen, dennoch flott, spannend und – meist nur in den Zeitlupenwiedergaben zu erkennen – recht brutalem Körpereinsatz. (O.k., diesbezüglich ist Australian Football noch ein Eckhaus ärger, denn die spielen ohne Rüstungen). Keine theatralischen Sterbeszenen, keine Zuschauerauschreitungen, kein langweiliges Doppelpassspiel zwischen Verteidigung und Tormann.

Diesmal haben die New England Patriots letztlich gewonnen, weil ihnen der Gegner, die Carolina Panthers, zuviel Zeit gelassen hatten. Die Panthers hatten ausgeglichen – 29:29 – und es verblieben den Patriots 1:08 Minuten, mit ihrem Angriff (irgendwie) zu punkten, um als Sieger vom Platz zu gehen. Als die Uhr nur noch 0:09 Minuten zeigte, erzielte Vinatieri, der in diesem Spiel bereits 2x die Querstangen verfehlt hatte, aus 41 Yards das entscheidende Field Goal zum 32:29.

Das Drumherum ist Geschmackssache. Der für wenige Augenblicke entblößte Busen der Frau Jackson hat mich herzlich wenig interessiert, schon allein deshalb, weil ich sie kaum von ihrem Bruder unterscheiden kann. (Jedenfalls solange er seine Nase im Gesicht behalten kann). Dass es eine solche Empörung in den USA verursacht hat, überrascht freilich wenig. (Eine eher politisch motivierte Aufregung hat man ja im Vorfeld unterbunden, indem man Bono nicht hat singen lassen.)
Vor Beginn der Superbowle spielte Aerosmith. Doch auch da hat mich nur die kitschige Gitarre mit ihrem aufgemalten Frauenkopf fasziniert. Naja, es soll Leute geben, die sich so etwas auf die Kühlerhaube sprayen lassen. Also warum nicht auf eine Gitarre. Unterste Schublade. Die Show haben ihnen ohnehin (zumindest im Stadion) die Cheerleader gestohlen. Deren einstudierte "Tanzeinlage" hat wohl so ziemlich alle (männlichen) Blicke von Aerosmith abgelenkt.
Immer wieder verblüffend, was ein paar Jahrzehnte Kaugummi aus Menschen machen. Wie sonst soll man sich eine solche Verbreitung von so ausgeprägten Unterkiefern erklären? Oder sind Generationen zum Zwecke des Big-Mac-Verzehrs weit aufgerissener Münder schuld?

Egal. Nächstes Jahr werde ich wieder den humpfenden Mädls und den balgenden Burschen zusehen. Sie sind den Verlust von ein paar Stunden Schlaf durchaus wert.

 

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3.2.2004

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