Die Weihgussträgerinnen
Choephoren
458 im Rahmen der Tetralogie Orestie bei den Großen Dionysien aufgeführt – 1. Platz.
Reihenfolge: Agamemnon, Choephoren, Eumeniden, unbekanntes Satyrspiel
Inhalt
Agamemnons Sohn Orestes war bei einem Gastfreund des Agamemnon, Strophios, in Phokaia aufgewachsen, wohin ihn Klytaimestra noch vor der Ermordung Agamemnons geschickt hatte. Nun kehrt er mit seinem Freund Pylades, dem Sohn des Strophios, zurück.
Am Grab des Vaters treffen sie Elektra, eine von Orestes Schwestern, und Orestes gibt sich ihr zu erkennen, erzählt ihr, Apollon hätte ihn beauftragt, den Mord am Vater zu rächen. Gemeinsam planen sie den Muttermord, während der Chor warnt:
Chor: Ist es Satzung ja, daß des Mordbluts Strom,
Vergossen zur Erd, aufs neue verlangt
Nach Blut. Ruft doch Mord die Erinys [Rachegöttin] auf,
Die zur Blutschuld an vordem Gemordeten führt
Immer wieder herbei neue Blutschuld. — Aischylos: Choephoren 400ff. (Ü: Oskar Werner)
Als Fremde, die vom Tod Orestes’ zu berichten hätten, werden Orestes und Pylades in den Palast gelassen, was Orestes Gelegenheit gibt, den Tod seines Vaters zu rächen. Die Todesschreie Aigisthos’ warnen Klytaimestra nicht rechtzeitig. Verzweifelt versucht Klytaimestra an die Gefühle ihres Sohns zu appellieren, aber Pylades erinnert seinen Freund an Apollons Auftrag.
Klytaimestra: In acht nimm vor der Mutter wütgen Hunden [die Rachegöttinnen] dich!
Orestes: Und die des Vaters, wie sie meiden, laß ich's sein?
[…]
Klytaimestra: Weh mir, ich gebar den Drachen da, zog mir ihn groß!
Orestes: Ja, wahr als Seherin sprach aus Träumen dir die Furcht.
Du erschlugst, den du nicht solltest; Gleiches dulde nun! — Aischylos: Choephoren 924f.928ff.
Die Strafe für das vergossene Verwandtenblut folgt sogleich. Mit ihrem buchstäblich schauderhaften Aussehen erscheinen Orestes die unbarmherzigen Rachegöttinnen, die Erinyen, um ihn in den Wahnsinn zu treiben.
Das Stück ist – wie damals allgemein üblich – nach dem Chor benannt, der hier von "Weihgussträgerinnen" gebildet wird, Sklavinnen des argivischen Königshauses, die mit Weihespenden versehen Elektra zum väterlichen Grab begleiten.
Mythos
Die Rache Orestes’ brachten u.a. auch Sophokles (Elektra) und Euripides (Elektra) als Theaterstücke auf die Bühne. Die älteste Erwähnung der Geschichte findet sich in Homers Odyssee.
Zu Orestes siehe: Artikel Orestes
Vorgeschichte:
Weiterer Verlauf der Geschichte: siehe Aischylos Eumeniden
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