Über das Wesen der Götter
de natura deorum
Ganz im Stil der Griechen verfasste Cicero seine philosophische Schrift in Form eines Dialogs, um die verschiedenen Standpunkte mit den führenden (römischen) Vertretern der jeweiligen Philosophie zu identifizieren. Vier philosophische Schulen erwähnt Cicero: die Epikureer, die Stoa, die Akademie und die Peripatetiker. Da letztere »in der Substanz mit den Stoikern übereinstimmen« (Cic.nat.1,16), lässt Cicero diese nicht ihren Standpunkt vertreten.
[…] er [Gaius Aurelius Cotta, hier der Vertreter der Akademie] unterhielt sich gerade mit dem Senator Gaius Velleius, dem die Epikureer seinerzeit den ersten Rang unter unseren Landsleuten zuerkannten. Ebenfalls anwesend war Q. Lucilius Balbus, der in der stoischen Lehre so große Fortschritte zu verzeichnen hatte, daß er mit den besten Griechen darin auf eine Stufe gestellt wurde. — Cicero: Über das Wesen der Götter 1,15
Cicero selbst nimmt nur als Zuhörer am Gespräch teil:
»[…] sieh in mir nur einen Zuhörer, der frei urteilt und nicht unter dem Zwang steht, irgendweine feste Überzeugung wohl oder übel verteidigen zu müssen.« — Cicero: Über das Wesen der Götter 1,17
Manche nehmen an, Cicero habe ursprünglich die Rolle des Vertreters der Akademie für sich vorgesehen, dann aber wegen deren skeptischen Standpunktes in Bezug auf die Götter negative Auswirkungen auf seine politische Karriere befürchtet. Cicero selbst behauptet (nicht ganz unbescheiden) einleitend:
»Die Leute nun, die wissen wollen, was ich persönlich über jedes einzelne Problem denke, zeigen eine größere Neugierde als nötig; denn bei wissenschaftlichen Untersuchungen soll man nicht so sehr nach einer Autorität, als vielmehr nach der Schlagkraft der Beweisführung fragen.« — Cicero: Über das Wesen der Götter 1,10
Zwar ist das Hauptthema des Gesprächs die Frage nach Existenz und Wesen der Götter, doch in seiner Gesamtheit sind es die Weltbilder, der gesamte Kosmos der verschiedenen Schulen und die Frage, welche Rollen darin Götter wie Menschen spielen, denn:
»Das Weltall ist nämlich sozusagen das gemeinsame Haus der Götter und der Menschen oder die Stadt beider; denn nur sie besitzen Vernunft und leben nach Recht und Gesetz.« — Cicero:Über das Wesen der Götter 2,154
Die Vielzahl an Beispielen für Ursprung, Art und Wesen verschiedenster Götter und die unterschiedliche Verehrung – in Form und Ausmaß – in den damals bekannten Erdteilen ist ein reicher Fundus für all jene, die sich für die griechisch-römische Mythologie interessieren.
Aufbau:
- 1. Buch:
- Einleitung (u.a. die philosphischen Schulen)
- einführendes Gespräch
- Die Epikureische Götterlehre (Velleius)
- Widerlegung der Epikureischen Götterlehre (Cotta)
- 2. Buch:
- Die stoische Götterlehre (Balbus)
- 3. Buch:
- Kritik der stoischen Götterlehre (Cotta)
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