Elender Krieg
1914–1915–1916
Comic | Sachbuch, 2008 (dt.: 2009)
Inhalt
1. Teil: Comicteil
Frankreich im Sommer 1914: Der Ich-Erzähler, ein junger Schlosser aus der Rue des Panoyaux in Paris, befindet sich bereits in Uniform und auf dem "Feld der Ehre". Vom patriotischen Fieberwahn – der beide Seiten befällt – vom schnellen Sieg ist der junge Mann aber nicht infiziert:
In diesen Momenten begann das wahre 20. Jahrhundert, mit seiner Kriegsbegeisterung und Fantasielosigkeit. Aber ich, ich hatte zu viel Fantasie. Ich sah mich als Leiche, gegen meinen Willen von einer Horde von Schwachköpfen mitgerissen, zusammen mit Tausenden anderer Leichen, und mir war nicht im Geringsten zum Lachen zumute. – Elender Krieg, S. 6
Nach den ersten Gefechten (und Toten) werden im Winter 1914 die Bilder düsterer. Der Bewegungskrieg weicht dem Stellungskrieg.
Alles, was ich kapierte, war, dass man sich im Krieg einrichtete. – Elender Krieg, S. 18
2. Teil: Sachbuchteil
Im zweiten – reichlich mit Originalbildern ausgestatteten – Teil des großformatigen Buches erläutert der französische Historiker Jean-Pierre Verney die (Kriegs)Ereignisse der Jahre 1914–1916.
Den Abschluss bildet eine Doppelseite mit einer Karte von der Westfront 1914–1918 und einer Detailkarte von Verdun 1916.
Kritik
Tardi's Anti-Kriegs-Comic ist lakonisch wie bedrückend und geht auf zahlreiche Details ein: die Verrohung der Soldaten, ihre Verzweifung (bis hin zum Selbstmord), der Verlust von Freunden, der Heimaturlaub, die Zerstörung der Landschaft und die immer brutaleren Waffen und Kampfmittel.
Und obwohl die Geschichte in erster Linie aus französischer Sicht gezeigt wird, nutzt Tardi immer wieder Doppelseiten, um (bildlich wie auch sprachlich) auf die Ähnlichkeit der beiden Seiten an der Westfront hervorzuheben: das "Leben" in den Stellungsgräben, die Verstümmelungen und das massenhafte Abschlachten von Zivilisten, die man in Uniformen gesteckt hatte, um sich gegenseitig umzubringen.
Französischlastig sind freilich auch die Erläuterungen Verneys, aber sehr wohl zeitgemäß kritisch und um ein Gesamtbild bemüht. (Auch hier lässt sich bei vielen Fotos erst an Hand der Bildunterschrift erkennen, ob es sich um französische oder deutsche Aufnahmen handelt.)
Ein tolles Comicbuch, nicht nur für historisch Interessierte (aber gewiss ein sehr guter Einstieg in das Thema I. Weltkrieg).
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