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Ares

»Nicht du, Bald-so-und-bald-anders, sitze bei mir hier und wimmre.
Du bist mir sehr verhaßt von den Göttern hier im Olympos;
Immer ist der Streit dir lieb und die Kriege und Schlachten.
[...]
Wärst du von einem anderen Gotte gezeugt, so abscheulich,
längst schon säßest du tiefer als die Uranoskinder.« Homer: Ilias 5,879ff.897f.

Ansehen und Wesen

Ares, der Sohn des Zeus und der Hera, hatte sich andere Worte von seinem Vater erwartet, als er sich bei diesem über Diomedes und Athene beschwerte, die ihn eben vor Troja verwundet hatten. Keine tröstenden Worte, sondern eine Zurückweisung. Allein die Tatsache, dass Ares sein Sohn ist, bewahrt den Kriegsgott vor dem Tartaros, jenem Ort tief unter der Erde, an dem die Titanen, die sich einst gegen Zeus und seine Herrschaft erhoben hatten, ihr Dasein fristen müssen.

Nein, beliebt war er, der Krieg(sgott), bei Homer und den Griechen nicht wirklich. Ein mächtiger und gewaltiger Gott war Ares freilich, riesig und laut – bei seiner Verwundung brüllt er so laut wie neun- oder zehntausend Männer im Kampf (Homer: Ilias 5,859ff.). Ein Völkermordender, ein Tränengott, ein Kämpfer, der sich von Blut ernährt.

Doch sein Wüten auf dem Schlachtfeld ist nicht zielgerichtet. Ares – der Krieg an sich – ist ein planloses und unberechenbares Niedermetzeln. Was Ares "fehlt", waren Eigenschaften, die die Antike vorallem Athene zugedacht hatte: Taktisches Verständnis und strategische Planung. Sie – und nur sie – ermöglicht es, dass Sterbliche wie Diomedes oder Herakles im Kampf mit Ares erfolgreich bestehen. Freilich ist damit keine endgültige Überwindung des Krieges im philosophischen Sinn zu verstehen, sondern ein siegreiches Bestehen auf dem Schlachtfeld sogar gegen den gewaltigsten und mächtigsten Gegner, nämlich den Kriegsgott selbst.

Es ist bezeichnend für Homer, dass die Helden seiner Epen Ilias und Odyssee nicht mit Brachialgewalt zum Erfolg kommen (so ihnen ein solcher überhaupt gegönnt ist), sondern durch kluge Überlegung: Ilion (Troja) wird durch eine List bezwungen und Odysseus überwindet – mit Hilfe Athenas – alle Gefahren mit List, letzlich auch die Freier in seinem Haus.

Und es ist Homer, der die beiden einzigen nennenswerten Geschichten rund um Ares erzählt:

Die Gefangenschaft des Ares durch die Riesen Otos und Ephialthes

Eine sehr kurze Geschichte (Homer: Ilias 5,385ff.), wohl aus der Kindheit des Gottes: die gewalt(tätig)en "Himmelsstürmer" überwältigen Ares, fesseln ihn und halten ihn 13 Monate in einem großen Pithoi gefangen, ehe Hermes ihn – völlig entkräftet – befreien kann.

Die Fesselung des Ares zusammen mit Aphrodite

Die heimliche Liebschaft von Ares und Aphrodite wird von Helios, der als Sonne(ngott) alles sieht, entdeckt und Aphrodites Mann Hephaistos verraten. Dieser baut daraufhin eine Falle mit unlösbaren Fesseln rund ums Bett, die bald darauf zuschnappt. Hephaistos ruft die Götter herbei, die die ganze Szene höchst amüsiert:

Lachen, es war nicht zu löschen, entstand bei den seligen Göttern,
jetzt, wo die Künste sie sahn des auf vieles bedachten Hephaistos. Homer: Odyssee 8,326f.

Der »berühmte doppelt Verkrümmte«, »der Humpler«, »das Lahmbein« hatte den schnellsten der Götter gefangen.
Diese Geschichte (Homer: Odyssee 8,267ff.) war ungemein populär und Homer selbst legt sie in der Odyssee einem Sänger der Phaiaken, Demodokos, in den Mund, der damit sein Publikum erfreut.

Die Geschichte ist u.a. in Plat.rep.390c (dort als Beispiel für "schlechte" Geschichten über Götter), Ov.ars 2,562ff., Ovid Metamorphosen 4,171ff., Lukianos Gespräche der Götter (A17) zu finden.

Nachkommen des Ares

Aus der Liebschaft Ares–Aphrodite entstammen Deimos und Phobos (u.a. Hesiod Theogonie 933ff.), die beiden ständigen Begleiter des Ares, und Harmonia (u.a. Hesiod Theogonie 937f.), die spätere Frau des Thebengründers Kadmos.

Nachkommen hatte Ares auch mit anderen (sterblichen) Frauen. Am berühmtesten ist – laut römischen Quellen (u.a. Vergil Aeneis 1,274f.) – wohl seine folgenschwere Liebschaft mit der Vestalin Rea Silvia. Die Priesterin wurde Mutter von Zwillingen: Romulus und Remus, den legendären Gründern Roms.

Andere Namen und Kriegsgötter

Der griechische Kriegsgott "Ares" wurde/wird im Allgemeinen mit dem römischen Gott "Mars" gleichgesetzt. Doch der Wesenszug des oben erwähnten Schlachtengetümmels entspricht eher (auch) der römischen Göttin "Bellona", die bei den Römern etwas stärker in den Vordergrund tritt als ihr griechisches Pendant "Enyo". Letztere ist die blutgierige Gefährtin des Schlachtengottes "Enyalios", von dem man nicht recht weiß, ob er nur ein anderer Name für Ares ist, oder tatsächlich als eigenständiger Gott verstanden werden soll.

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22.6.2004
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