Helena
Zusammen mit Andromeda an den Großen Dionysien 412 aufgeführt.
Inhalt
Helena war nicht in Troja. Was Paris in seine Heimatstadt entführt hatte, war in Wahrheit ein "lebendes Gebilde aus Ätherstoff", das aussah wie Helena – ein Racheakt der Hera für Paris’ Urteil beim Streit der Göttinnen.
Helena: So ward im Troerstreite denn mein Name nur,
Nicht ich, zum Kampfpreis ausgesetzt für Hellas Speer.
Mich selbst entrückte Hermes durch der Lüfte All,
Gehüllt in Wolken – Zeus vergaß der Tochter nicht –
Und führte mich in König Proteus’ Haus hierher, […]. — Euripides: Helena 42ff. (Ü: J.J. Donner)
Proteus, der Herrscher über Ägypten, beschützte und bewahrte Helena auf der Insel Pharos.
Mit dem Tod des braven Königs Proteus – hier anders als in Homers Odyssee kein Gott – kommt die sittsame Helena in Schwierigkeiten, denn Proteus’ Sohn und Nachfolger Theoklymenos bedrängt sie. Helena flieht zum Grabmal des Proteus’.
Ebendorthin gelangt Teukros, der bei seiner Heimkehr aus dem Trojanischen Krieg von seinem Vater Telamon verstoßen wurde, weil er Aias’ Selbstmord nicht verhindert hatte. Sieben Jahre sind seit dem Fall Trojas vergangen und Teukros erzählt Helena – die er nicht erkennt, sondern für eine Einheimische hält – von den Geschehnissen des zehn Jahre dauernden Krieges, vom Tod ihrer Mutter und dem ihrer Brüder, den Dioskuren Kastor und Polydeukes. Von Menelaos hingegen kann Teukros nichts erzählen:
Teukros: Er [Menelaos] ist mit ihr [Helena] verschwunden, wie die Sage geht.
[…] In Hellas’ Landen wird er totgesagt. — Euripides: Helena 126.132
Teukros selbst ist auf der Suche nach Proteus’ Tochter Theonoe, deren Seherspruch ihm bei der Gründung eines neuen Salamis auf Zypern helfen soll. Helena warnt ihn vor Theoklymenos, der alle Fremden aus Hellas aufgreifen und töten läßt.
Wieder alleine mit dem Chor verzweifelt Helena – die sich Teukros gegenüber wegen "ihres" Ansehens bei den Achäern nicht zu erkennen gegeben hat – und sucht ebenfalls Theonoe auf, um genaueres über das Schicksal ihres Mannes zu erfahren. Diese weissagt ihr, dass Menelaos noch Leben, aber auf Irrfahrt ist.
Während dessen gelangt der schiffbrüchige Menelaos (ebenfalls) auf die Insel Pharos. Eine alte Sklavin nimmt ihn auf; von ihr erfährt er, dass (eine/die?) Helena die vergangenen (siebzehn) Jahre hier verbracht hat.
Vor dem Palast treffen Helena und Menelaos zufällig und erkennen einander. Da kommst ein alter Sklave des Menelaos herbei und berichtet vom Verschwinden der Trug-Helena:
Der Alte: Hinauf, in Äthershöhen, unsichtbar entrückt,
Verschwand deine Gattin und verbirgt im Himmel sich,
Nachdem sie jene Grotte, wo wir sie verwahrt;
Verlassend, also sprechend: »[…]
[…] Sie, die nichts verbrach,
Die Tyndaride trug umsonst den bösen Ruf.« — Euripides: Helena 605ff.614f.
Da ihnen ein Schiff fehlt, um Ägypten zu verlassen, greifen Helena und Menelaos zu einer List, die Theonoe ünterstützt: Im Glaube, es handle sich um die in Hellas üblichen Bräuche, stellt Theoklymenos Waffen und ein Schiff für Menelaos Bestattung zur Verfügung. Damit gelingt den beiden die Flucht. Von der Bestrafung seiner Schwester sieht Theoklymenos ab, nachdem die Dioskuren erscheinen und ihm erklären, dass dies alles nach dem Willen der Götter geschehen ist.
Mythos
Eine herausragende, erhaltene Persiflage auf Helena und andere Euripides-Dramen ist Aristophanes’ Thesmophoriazusen (um 411)
Die andere Version der Geschichte (Helena in Troja) hat u.a. Homer in der Ilias beschrieben, Menelaos’ und Helenas Aufenthalt in Ägypten in der Odyssee.
Zu den unterschiedlichen Interpretationen der mythologischen Helena siehe: Helena
Vorgeschichte:
- Entführung der Helena durch Theseus: siehe Lukianos Göttergespräche (A20)
- Hochzeit von Peleus und Thetis: siehe Lukianos Meergöttergespräche (B5)
- Parisurteil: siehe Lukianos Göttergespräche (A20) u.a.
- Trojanischer Krieg: siehe Homer Ilias
Weiterer Verlauf der Geschichte:
- Helena und Menelaos wieder in Sparta: siehe Odyssee
- Helenas und Menelaos’ Tochter Hermione: siehe Orestes und Andromache
Home | Suche | Kontakt | Über stefan.cc | Powered by: www.loxias.cc