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Poseidon

Herrschaft

[Poseidon:] »[…] Denn drei Brüder sind wir von Kronos, die Rhea geboren,
Zeus und ich und als dritter der Herr der Unteren, Hades.
Dreifach ist alles geteilt, und jeder erhielt seine Würde;
Ich erlangte, für immer das graue Meer zu bewohnen,
Als wir losten, und Hades erlangte die Schattenbehausungen,
Zeus erlangte den weiten Himmel in Äther und Wolken.
Aber die Erde ist allen gemein und der hohe Olympos. […]« — Homer: Ilias 15,187ff. (Ü: Roland Hampe)

Gerade die Griechen – mit ihren zahlreichen Inseln – verehrten den Beherrscher des Meeres besonders, fürchteten seinen Zorn und rühmten ihn als "Retter in der Seenot".

Selbst jene Menschen, die – wie z. B. Hesiod – das Meer mieden, waren von Poseidons Wohlwollen abhängig: Poseidon war der "Erdhalter", der "lautbrausende Erderschütterer" und somit verantwortlich für die (meisten) Erdbeben – und die Erde bebt in Griechenland recht häufig.

Darüberhinaus war Poseidon für die Griechen der "Meister der Rosse": die Pferde waren ihm heilig und die berühmtesten Pferde stammten aus seinem Besitz. So auch die unsterblichen Pferde des Achilleus, Xanthos und Balios, die Poseidon einst dem Peleus geschenkt hatte.

So berühmt der Gott mit dem Dreizack für die Griechen war, so unbedeutend war er für die Ägypter. Hesiod, der seinerzeit die These vertreten hatte, dass von fast allen griechischen Göttern die Namen und Gestalten ihren Ursprung in Ägypten hatten berichtet, dass die Ägypter behaupten würden, Poseidon nicht zu kennen. Für Poseidon hat Hesiod daher eine andere Erklärung parat:

Diesen Gott haben die Hellenen von den Libyern kennengelernt. Denn kein Volk hat seit ältesten Zeiten den Namen des Poseidon besessen außer den Libyern, und sie verehren diesen Gott von jeher. — Hesiod: Historien 2,50 (Ü: Walter Marg)

Abstammung und Geburt

Rheia, von Kronos bezwungen, gebar glänzende Kinder,
die Histia [Hestia], die Demeter und die goldbeschuhte Hera,
ferner den mächtigen Hades, der unter der Erde ein Haus bewohnt
und ein unbarmherziges Herz hat, und den lautbrausenden Erderschütterer [Poseidon]
und den allweisen Zeus, den Vater der Götter und Menschen,
von dessen Donner die weite Erde erschüttert wird. — Hesiod: Theogonie 453ff. (Ü: Karl Albert)

Allerdings war Kronos, der damals der Götterherrscher war, geweissagt worden, dass er – wie einst sein Vater Uranos – von einem seiner Söhne entmachtet werden wird; daher verschlang er all seine Nachkommen gleich nach der Geburt. Doch Rheia überlistete Kronos, verbarg ihren jüngsten Sohn Zeus (auf Kreta) und Kronos verschlag statt Zeus einen Stein. Ein Jahr später erfüllte sich die Prophezeiung: Zeus stürzte seinen Vater und Kronos spie die verschlungenen Kinder – wohlbehalten – aus. (So wurde Zeus, der eigentlich jüngste Sohn, der älteste.)

Das Meer und die Meergötter

Poseidon ist nicht "der Meergott". Es gab zahlreiche Meergötter und Meergöttinnen. So auch das personalisierte Meer: Pontos. Ihn hatte Gaia ("die Erde") alleine hervorgebracht, und mit ihm hatte sie gemeinsame Kinder: Phorkys, Keto, Taumas, Eurybie und Nereus.

Und es gab Okeanos, ein Sohn der Gaia und des Uranos ("der Himmel"), der als der "ringsumflutende Fluß" verstanden wurde; jene Wassermasse, die Europa, Asien und Afrika umgibt, einstmals als die äußerste Begrenzung der Welt gedacht. Durch die Titanin Tethys wurde Okeanos der Vater aller Flüsse und der sogenannten Okeaniden, insgesamt 3.000 Töchtern, deren Element das (Meer)Wasser blieb.

Auch der zuvor erwähnte Nereus, der Sohn des Pontos, war ein Meergott. Gemeinsam mit der Okeanide Doris zeugte er die 50 Nereiden, unsterbliche Frauen.

Daneben bevölkerten noch weitere Unsterbliche die Meere wie z. B. der weissagende, verwandlungsfähige Proteus – bekannt aus der Odyssee, wo der "Hüter der Robben" von Menelaos niedergerungen wird – oder Ino, die Tochter des Kadmos, die nach ihrem Selbstmord von Poseidon unsterblich gemacht wurde und seither als "Ino Leukothea" bei den Nereiden lebte.

Poseidon und die Frauen

Eine dieser Nereiden, Thetis, wurde einst von Zeus und Poseidon gleichzeitig umworben. Nach der erschreckenden Prophezeiung des Prometheus ließen beide von ihr ab und sie wurde mit dem sterblichen Peleus verheiratet und Mutter des Achilleus.

Poseidon tröstete sich mit einer von Thetis' Schwestern: der Nereide Amphitrite. Aus dieser Verbindung stammte schließlich Triton, der Muschelhorn blasende Meergott.

Auch sonst war Poseidon – ähnlich seinem Bruder Zeus – kein Kostverächter. Zu den bekanntesten Nachkommen des dunkelhaarigen Gottes mit den (meer)blauen Augen zählen u. a. der attische Heros Theseus, der Phaiakenkönig Nausithoos, Nestors Vater Neleus, Iasons hinterhältiger Onkel Pelias, der durch sein goldenes Vließ berühmt gewordene Widder, der Kyklop Polyphemos und die Riesen Otos und Ephialtes. Ja, Poseidon bewies mitunter einen durchaus ausgefallenen Geschmack, immerhin war er auch der einzige Liebhaber, den die Gorgonen jemals gehabt hatten.

Geschichten rund um Poseidon

Verglichen mit Apollon oder Zeus gibt es wenige "große" Geschichten über Poseidon, wenngleich seine Einflussnahme in zahlreichen Mythen sichtbar ist.

In den beiden Epen Homers ist Poseidon sehr gegenwärtig: In der Ilias wird Poseidon durch zahlreiche Geschichten und "Auftritte" wahrscheinlich am Genauesten für die heutigen Leser charakterisiert. In der Odyssee ist es sein Zorn, mit dem er Odysseus zum wohl berühmtesten Irrfahrer aller Zeiten werden ließ.

Der Bau der Trojanischen Mauern zählt zu den bekanntesten Geschichten um Poseidon, nachzulesen u. a. in Homers Ilias (21,442ff.), Pindars 8. Olympischer Ode (O. 8,30ff.), Euripides Die Troerinnen (4ff. 1174ff.) und Ovids Metamorphosen (11,199ff. 12,587ff.) — s. a. Artikel: Priamos und sein Troja

Die Geschichte über Poseidons Streit mit Athene um die Stadt Athen ist zwar ursprünglich nur von lokaler Bedeutung gewesen, wurde jedoch durch das außergewöhnliche Ansehen, das Athen in der Antike genossen hat, zu einer wohlbekannten Anektote – u.a. Herodot Historien (8,55), Xenophon Erinnerungen an Sokrates (8,5,10), Ovid Metamorphosen (6,70ff.).

 

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13. Juli 2006
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