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Priamos und sein Troja
Zur Zeit des Trojanischen Krieges war Priamos bereits ein alter Mann. Seine Stadt Ilion (=Troja) und seine Familie waren am Höhepunkt der Macht. Zahlreiche Völker und Städte in Kleinasien und Thrakien zählten zu seinen Verbündeten (s. Ilias 2,815ff.) und die Vielzahl seiner Kinder, die Priamos’ Hauptfrau Hekabe und seine Nebenfrauen zur Welt gebracht hatten, ließen einen weiteren Machtzuwachs erwarten.
Laomedon und die 1. Zerstörung Trojas
Dabei hatte Priamos mit praktisch nichts begonnen. Denn sein Vater Laomedon, selbst König der Stadt Ilion, hatte es sich mit den Göttern und vorallem Herakles verscherzt: Apollon und Poseidon hatten ihm beim Bau der trojanischen Mauern geholfen, Laomedon zahlte ihnen den Lohn nicht und drohte ihnen stattdessen.
Zur Strafe schickten sie ein Ungeheuer als Heimsuchung. Zur Besänftigung des Untiers und Buße für den Betrug wollte man schon Laomedons Tochter Hesione dem Monster opfern, doch Herakles tötete das Seeungeheuer und rettete Hesione.
Doch auch dem blieb Laomedon den versprochenen Lohn schuldig. Daraufhin kehrte Herakles mit zahlreichen Kriegern – darunter Telamon – zurück, eroberte die Stadt Troja und tötete Laomedon.
Quellen: u.a. Pindar Oden (I.6,26ff., N.3,32ff.), Homer Ilias (5,642. 14,250), Euripides Troerinnen (804ff.), Ovid Metamorphosen (11,214ff.13,22ff.)
Priamos und der Wiederaufbau Ilions
Damals war Priamos noch ein Kind gewesen. Wie Priamos die Stadt und die Macht wiederherstellte ist nicht bekannt. Raub- und Kriegszüge lägen auf der Hand – rühmte sich doch auch Odysseus solcher Taten –, persönliche Beziehungen und Verbindungen sind ebenso naheliegend: 50 Kinder (Euripides Hekabe 421) soll allein Hekabe geboren haben – Vergil spricht gar von 100 Töchtern (Aeneis 2,501.515) –, darunter 19 Söhne.
Und trotz jener Untaten des Laomedon waren die Troer und ihre Herrscherfamilie von mächtigen Göttern geliebt, vorallem von Zeus. Denn der war immerhin der Stammvater jenes Geschlechtes (Homer Ilias 20,219ff.)
Stammbaum des Priamos
Mit einer Sterblichen, hatte Zeus (u.a.) den Dardanos gezeugt, den Gründer der Stadt Dardania. Dessen Sohn Erichthonios wurde der Vater des Tros, welcher (u.a.) 3 Söhne hatte:
- Ganymedes, der bereits in jungen Jahren von Zeus zu den Göttern entführt wurde – siehe Lukianos Göttergespräche (A4 und A5)
- Assarakos, der Ahnherr von Anchises und dessen Sohn Aineias
- Ilios: Dieser gründete die nach ihm benannte Stadt Ilion – besser bekannt unter dem Namen Troja, abgeleitet von der Landschaft Troas und den dort lebenden Troern (Trojanern). Und Ilios war der Vater des Laomedon, also der Großvater des Priamos.
Kinder des Priamos
Auch unter den Kindern des Priamos finden sich namhafte Personen, u.a.:
- Hektor: der älteste Sohn des Priamos; fällt durch Achilleus – siehe Ilias
- Alexandros – besser bekannt unter dem Namen "Paris": der berühmte Entführer der Helena fällt ebenfalls im Trojanischen Krieg noch vor der Eroberung Trojas – siehe u.a. Euripides Troerinnen
- Kassandra: die schöne Tochter, der Spätere seherische Gaben zusprachen, wird zur Kriegsbeute des Agamemnon und wird mit ihm getötet – siehe Aischylos Agamemnon und Artikel Kassandra
- Polyxena: ihre Opferung verlangt der Geist des Achilleus nach der Eroberung Trojas – siehe Euripides Hekabe
- Deiphobos: Hektors Lieblingsbruder folgt Paris als Ehemann der Helena – siehe Vergil Aeneis (4,494ff.) – und wird von Odysseus bei der Einnahme Trojas getötet (Homer Odyssee 8,517ff., Vergil Aeneis 6,494ff.).
Das Ende des Priamos, Trojas und der Heroen
Zehn Jahre dauert der sogenannte Trojanische Krieg um die von Paris entführte Helena. So wie die Achäer zahlreiche Verbündete (meist ehemalige Freier um Helena) dafür gesammelt hatten, kämpften auch viele Städte und Völker an der Seite Trojas. Dementsprechend wurde der Krieg nicht nur vor den Toren Ilions ausgefochten; die Ilias berichtet von einigen Städten an der kleinasiatischen Küste, die von den Achäern eingenommen wurden.
Letzlich brachte die List mit dem seither berühmten "Hölzernen Pferd", dem "Trojanischen Pferd" den Achäern den Sieg (u.a.: Homer Odyssee 8,492ff., Vergil Aeneis 2,3ff.).
Priamos, der noch soviel Leid im hohem Alter erleben musste, überlebt die Einnahme Trojas nicht: Neoptolemos, der Sohn des Achilleus, tötet ihn an einem der Hausaltäre (u.a.: Euripides Hekabe 23f., Vergil Aeneis 2,506ff., Ovid Metamorphosen 13,404.409f.).
Mit der Zerstörung Trojas endet aber auch das Zeitalter der Heroen generell. Die Generation der Thebenkämpfer und Trojakämpfer ist die letzte von "internationaler" Bedeutung, die Nachfolgenden – meist "nur" Städtegründer – erlangten bestenfalls lokale Bekanntheit und Verehrung.
Die mythische Zeit ist vorbei, die Eroberung Trojas galt den Griechen und Römern als Beginn der historischen Zeit (vgl. Herodot und Thukydides).
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