Wien:
Das Fiakermuseum

Es ist nicht ganz leicht, dieses Museum zu besuchen; die Adresse bereitet dabei keine Schwierigkeiten, nur alles übrige: die Öffnungszeiten sind etwas ungewöhnlich und in dem schmalen Gang finden sich keinerlei Hinweise auf das Museum, abgesehen von einem Pferdekopf, der in etwas allzu luftiger Höhe zwischen zwei Türen hängt, um wirklich gesehen zu werden.

Also wendet man sich an die »Taxi-Mietwagen-Fiaker-Innung, Fachgruppe für die Beförderungsgewerbe mit PKW« oder wie auch immer das Büro (1. Tür rechts) offiziell genannt wird, mischt sich unter die Taxler und stellt sich brav bei einem ich-weiss-nicht-was-Schalter an. (Der ist nicht zu verfehlen, es ist der einzige Schalter). Sowie man von der Dame als Nicht-Kutscher erkannt wird und nach dem Museum fragt, wird der zuständige Beamte informiert - hofft man. Dieser scheint als Einziger den Schlüssel für die fraglichen Räume und die Berechtigung, Besucher dorthin zu führen, zu haben. Selbstverständlich hat er nicht mit Besuchern gerechnet und ist nicht untätig in seinem Büro gesessen. Folglich wird man gebeten, einstweilen Platz zu nehmen.

Nicht dass der Beamte inzwischen informiert wird und in Hektik ausbricht, nein, man ist ja schließlich in Wien. Immerhin wird er bei seinem ersten Schritt aus seinem Büro von der Dame auf uns aufmerksam gemacht. Seine Antwort: »Is’ recht. Sollen warten.« Aber dann geht alles blitzschnell. Ehe man noch die Umstehen gefragt hat, ob man sich eben verhört hat – womöglich war’s: »Jessas, Besuch! Ich beeil mich ...« –, kommt der Beamte herbei: »Sie sollen das Fiakermuseum sehen?« – »Nein, den Prater.«, ist man (als freundlicher Mensch) versucht zu antworten und schluckt (als gelernter Untertan).

Mit der stolzen Miene eines Kerkermeisters sperrt der Beamte erst die Tür zum Stiegenhaus (verbirgt sich hinter der 2. Gangtüre rechts) auf. Die zwei Stockwerke bieten dem Besucher ein ebenfalls kostenlosen Einblick in ein durchschnittlich heruntergekommenes Mietshaus des 17. Wiener Gemeindebezirkes. Für einige Besucher gewiss ein paar Fotos wert. Im 2. Stock wird dann das Museum aufgesperrt und während man vom Beamten vorgelassen wird, hofft man, nicht eingesperrt und vergessen zu werden. Keine Angst, man wird nicht.

Die eher lieblose Anordnung der Museumsstücke hätte man sich sparen können und gleich alles auf einen Haufen werfen können. Offenbar wollte man trotz Platzmangel jedes Foto, jeden Zeitungsartikel usw. in die Ausstellung zwängen. Die Wände der insgesamt drei kleinen Zimmer sind fast ausschließlich mit Schwarz-weiss Fotographien von Männern auf Kutschen/Fiakern und vorgespannten Pferden zugepflastert, zwei mit Glas überdeckte Tische verwahren Zeitungsausschnitte aller Art rund um das Thema Personentransport: Artikel über berühmte Fiaker, über Morde an Taxifahrern, Anzeigen, Vereins- bzw. Innungstreffen u.ä.. Doch bei genauerem Hinsehen entdeckt man durchaus einige Sehenswürdigkeiten: Prüfungszeugnisse, Ausweise, Urkunden u.ä.m.

Leider fehlen überall Erklärungen. Zwar hat jedes Foto eine Inventarnummer (?) und zuweilen auch einen Titel, mehr gibt aber leider nicht. Der Beamte gibt vielleicht Auskunft, womöglich mehr als Sie wollen. Als ich seine einleitende Frage: »San s’ scho moi mit an Fiaka g’foan?« verneint habe, war er etwas sehr enttäuscht: »Sollten S’ oba. Da hot ma a ganz andere Perspektive.« Womit er zweifellos recht hat. Nach einem zustimmenden Nicken, habe ich nur noch gehofft, keine weiteren Fragen beantworten zu müssen und wollte selbst auch keine stellen.

Weniger wäre mehr. Auf einem so kleinen Platz sollte man nicht versuchen, alles Erdenkliche hinein zu pferchen. Dafür wären eine einigermaßen chronologische und/oder thematische Anordnung ausgewählter Exponate und ein paar Bildbeschreibungen äußerst empfehlenswert.

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2003

Öffnungszeiten:
Jeden 1. Mittwoch des Monats, 10:00–12:00 Uhr

Adresse:
1170 Wien, Veronikagasse 12

Eintritt: frei

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