Alkestis
438 bei den Großen Dionysien aufgeführt: 2. Platz (hinter Sophokles)
Reihenfolge: Kreterinnen, Alkmaion in Psophis, Telephos, Alkestis (statt Satyrspiel)
Inhalt
Von den Moiren erfährt Apollon, dass Admetos, für den er ein Jahr lang arbeiten musste und der ihn stets gut behandelt hatte, nicht lange zu leben haben wird. Der Gott erwirkt aber einen möglichen Aufschub: Wenn sich jemand finden sollte, der für Admetos in den Tod geht.
Weder seine Eltern noch sonst irgendjemand ist zu diesem Opfer bereit – außer Admetos’ junge Frau Alkestis.
Admetos’ Vater, Pheres, verteidigt sich:
Pheres: Schlau hast du dir ein Mittel ausgedacht, um nie zu sterben,
wenn du deine jeweilige Frau jeweils überredest,
für dich zu sterben; und dann beschimpfst du deine Lieben,
die dies nicht tun wollen, während du doch selber ein Feigling bist. — Euripides: Alkestis 699ff. (Ü: Kurt Steinmann)
Und:
Pheres: Ein schlechter Ruf schert mich nicht, bin ich gestorben.
Admetos: Hört, hört: wie ist das Greisenalter voller Unverschämtheit! — Euripides: Alkestis 726ff.
Während die Abschieds- und Trauerfeierlichkeiten im Palast vorsichgehen bzw. vorbereitet werden, gelangt Herakles auf dem Weg zu seiner Arbeit beim Thrakerkönig Diomedes nach Pherai. Admetos nimmt ihn gastfreundlich auf und will ihn von seinem Schmerz nichts merken lassen. Der Gast soll unbekümmert bleiben. Wie seine Körperkraft, sind auch Herakles’ Essgewohnheiten außerhalb der üblichen Normen. (Hier nutzt Euripides die üblichen Herakles-Klischees der Komödie).
Diener: Schon viele Gäste und aus manchem Land
habe ich in Admets Haus kommen sehen
und ihnen Speisen aufgetragen: aber einen unverschämteren Gast
als diesen habe ich noch nie an diesem Herd empfangen.
[…] trinkt […] ganz unvermischten Saft [Wein, den man stets mit Wasser vermischt trank],
bis ihn die Flamme des Weins rings umhüllend
wärmte; er bekränzt das Haupt mit Myrthenzweigen
und grölt mit falschen Tönen […] — Euripides: Alkestis 749ff.
Als Herakles schließlich doch von Alkestis Opfertod erfährt, lauert er Thanatos (der personifizierte Tod) am Grab Alkestis auf und entreißt ihm sein Opfer.
Hintergrund
Unter den 75 Dramen des Euripides waren nur 7 oder 8 Satyrspiele; offensichtlich lag ihm der burleske Humor nicht und er ersetzte desöfteren das Satyrspiel, das vierte Drama bei den Aufführungen, durch eine Tragödie mit einem "gutem Ende". Mehr dazu unter Euripides.
Mythos
(Liebes)opfertod und die Überwindbarkeit des Todes sind beliebte Volksmärchenmotive und kommen auch mehrfach im Mythos vor. So opferte sich Menoikeus für die Rettung Thebens (in Euripides’ Die Phoinikerinnen), Antilochos (praktisch) für seinen Vater Nestor (siehe: 6. Pythische Ode des Pindar), und Sisyphos überlistete gar den Tod (siehe Euripides Fragment Sisyphos).
Zu Herakles (und seinen Heldentaten): siehe Artikel Herakles
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