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Herakles
Der menschliche Gott

Stumm müßte ein Mann sein, der Herakles nicht sein Rühmen widmet […] — Pindar: 9. Pythische Ode, 87

Die Geburt

In der Nacht bevor der Herrscher Amphytrion zu seiner Frau Alkmene nach Theben zurückkehrt, nimmt Zeus Amphytrions Gestalt an, schläft mit Alkmene und zeugt dabei Herakles – siehe Euripides Fragment Alkmene.

Kurz vor der Geburt des Herakles – siehe Homer Ilias – verkündet Zeus voller Stolz den Göttern, dass am heutigen Tag ein ganz "Großer" aus seinem Geschlecht geboren werde, der »über alle Umwohner herrschen wird«.
Seine eifersüchtige Frau, Hera, hatte den Seitensprung wohl schon bemerkt und ließ ihn die Aussage beschwören. Dann hielt sie Eileithyia, die Göttin der Geburt, von Alkmene fern und förderte die Geburt des Eurystheus, dessen Mutter erst im 7. Monat war.

Dieser Eurystheus war ein Enkel jenes Perseus, den Zeus einst mit Danae gezeugt hatte – siehe Euripides Fragment Danae. Somit war auch Eurystheus aus dem Geschlecht des Zeus. Wegen seines Versprechens musste Zeus nun Eurystheus das zukommen lassen, was er eigentlich für Herakles gedacht hatte, und der spätergeborene Herakles wurde Untertan des Eurystheus.

Die Arbeiten

Es ist unklar, wieviele Arbeiten Herakles für Eurystheus verrichten mußte, oder wielange der Dienst dauerte. Jedenfalls waren es stets "unmögliche", "tötliche" Aufgaben, die Eurystheus von Herakles verlangte: u.a. Tötung des Nemeischen Löwen (dessen Fell ihn dann kleidete), Tötung der Lernäischen Hydra (deren Gift er von da an als Pfeilgift verwendete), Reinigung der Augias Ställe, die Beschaffung der Äpfel der Hesperiden, die Entführung des Kerberos (aus dem Hades) u.v.a.

Diese Arbeiten begründeten auch Herakles’ Ruf als Reiniger der Erde von zahlreichen Ungeheuern.

Der Unterschied zwischen dem heldenhaften Herakles und dem feigen Eurystheus war ein beliebtes Motiv in der (Vasen)Malerei, Komödien und Satyrspielen – siehe z.B.: Euripides Fragment Eurystheus.

Der Wahnsinn

Als der Dienst endlich zu Ende war, kehrte Herakles zu seiner Familie zurück. Dort befiel ihn der Wahnsinn, den Hera geschickt hat. In der Meinung, bei Eurystheus und dessen Familie zu sein und Rache nehmen zu können, metzelt er seine eigenen Kinder und seine Frau nieder – siehe Euripides: Herakles

Troja

Die Leiden des Herakles waren damit noch lange nicht zu Ende.( Eine Chronologie der Abenteuer des Herakles ist oft nicht möglich – schon in der Antike geriet man dabei durcheinander.)
Jedenfalls gelangte Herakles auch nach Troja, wo er die Tochter des Laomedon vor einem Meeresuntier rettet. Als Laomedon den versprochenen Lohn zurückhielt, eroberte Herakles (zusammen mit Theseus) die Stadt und rottete die gesamte Familie des Laomedon aus. Nur Priamos wurde verschont – s. Artikel Priamos und sein Troja.

Der Tod

Jahre später glaubte Herakles' neue Frau, Deianeira – s. Ovid Briefe der Heroinen (IX.) –, Grund zur Eifersucht haben zu müssen und erinnerte sich an ein Zaubermittel, das ihr einst ein sterbender Kentaur – Nessos – gegeben hat. Den hatte Herakles mit einem seiner vergifteten Pfeile getötet, als er Deianeira vergewaltigen wollte. Das Zaubermittel war das Blut des Kentauren und dieses verwendete sie nun gemäß der einstigen Anweisungen des Kentauren: Sie tränkte ein Kleidungsstück des Herakles damit und schickte es ihrem Mann.

Das Dummerchen hatte freilich keine Ahnung von der hinterhältigen List des Kentauren. In dessen Blut war natürlich auch das Pfeilgift des Herakles enthalten. Vergeblich versuchte Herakles das Gewand, das förmlich an ihm klebte, wieder loszuwerden, dann ließ er sich verbrennen. – s. Sophokles Die Trachinerinnen

Nach seinem Tod wurde Herakles (Hercules) unter die Götter aufgenommen und erhielt Hebe, die Göttin der Jugend, zur Frau. – siehe u.a. Lukianos Gespräche der Götter (A13). Im Reich der Schatten blieb nur eine Maske des Herakles (u.a. Homer Odyssee)

Bedeutung

Herakles galt die gesamte Antike hindurch als der gewaltigste Heros aller Zeiten; an Kraft, Stärke und Ausdauer war er allen anderen Überlegen – das betraf auch das Fressen und Saufen. Es war ein Gemeinplatz der Komödie und des Satyrspiel, den trinksüchtigen und verfressenen Herakles auf der Bühne zu präsentieren – siehe u.a. Euripides Fragmente Syleus und Eurystheus, das Satyrspiel Alkestis und die Komödien Die Frösche und Die Vögel von Aristophanes.

Was ihn aber wirklich über alle anderen stellte, war die unerträgliche Vielzahl von Leiden und Schmerzen, die Herakles erdulden hat müssen und die Fähigkeit das alles zu ertragen. Zudem war er ein sehr volksnaher Held, kein "abgehobener" Herrscher.

Der Umstand, dass Herakles bei seinen Aufgaben an die fernsten Orte, in die entlegensten Gebiete, einmal sogar in die Totenwelt, also ins Jenseits, geschickt worden war, war eine unerschöpfliche Quelle, aus der weitere Geschichten und Anektoten nur so sprudelten.

Quellen:

Die meisten der Geschichten rund um Herakles finden sich als Nebengeschichten, Exkurse oder kurze Erwähnungen bei Dichtern und Historikern.

Eine umfassende Beschreibung seines Lebens findet sich in den beiden erhaltenen Tragödien, in denen er die Hauptperson spielt: In Sophokles Die Trachinerinnen, das seinen tragischen Tod zum Thema hat, und in Euripides’ Herakles, das sich mit der Ermordung seiner Familie im Wahnsinn auseinandersetzt. In den Chorliedern werden vorallem die Heldentaten und sonstigen Abenteuer des Herakles besungen.

In der Ilias werden Herakles' Eroberung Trojas, sein Kampf mit dem Meeresungeheuer an der trojanischen Küste und vorallem die Vorgänge rund um Herakles' Geburt erwähnt.

Zur Zeugung des Herakles siehe u.a. Euripides-Fragment Alkmene, Ovid Metamorphosen (9. Buch) und Lukianos Gespräche der Götter (A6).

In den Oden Pindars werden vorallem die Rache des Herakles an Augias (10. Olympische Ode), seine Kindheit (1. Nemeische Ode) und die Eroberung Trojas (6. Ismenische Ode) angesprochen.

Die Beziehung mit Deianeira (lat.: Deianira) ist ausführlich nachzulesen in Ovid Briefe der Heroinen (IX.).

Bei Herodot – Historien – findet sich ein Vergleich zwischen dem "ägyptischen" und "unserem" Herakles und einiges anderes über den Zeussohn. Ansonsten wird Herakles meist nur im Zusammenhang mit seinen Nachkommen, den Herakliden, erwähnt. Siehe auch Euripides Die Herakliden.

Satyrspiel und Komödien: In der Komödie des Aristophanes Die Frösche hat Herakles einen kurzen Auftritt, ebenso in der Komödie Die Vögel, in Euripides' Alkestis sogar eine tragende Rolle als Retter der Titelperson.
In diesen Stücken begegnen wir dem volkstümlichen Herakles – siehe auch Euripides Fragmente Syleus und Eurystheus.

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2003 / Oktober 2005
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