Fragmente – Teil 4
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Peirithoos
Nachdem er seinem Freund Theseus bei der Entführung der Helena geholfen hatte, dringt der Lapithenkönig Peirithoos mit Theseus in die Unterwelt ein, um Persephone, die Frau des Hades, zu entführen und zur Frau zu nehmen. Aber Hades überlistet die beiden Helden, lässt sie auf Stühlen Platz nehmen, von denen sie aus ewiger Vergessenheit nicht mehr aufstehen können. Erst Herakles konnte Theseus (mit Hades’ Einwilligung) von dort befreien.
Das Stück wird heute meist Kritias zugeschrieben (wie auch Tennes, Rhadamanthys und Sisyphos).
Mythos
Vorgeschichte:
- Hochzeit Peirithoos & Hippodameia und anschließender Krieg der Lapithen mit den Kentauren – ausführlich in Ovids Metamorphosen (12.Buch), mehrmals erwähnt u.a. in Homers Ilias und Odyssee
- Raub der Helena: u.a. erwähnt in Herodot Historien und Lukianos Göttergespräche (A20)
Weiterer Verlauf der Geschichte
- Theseus: siehe Euripides Herakles
Peliaden
Nachdem Pelias seinen Bruder Aison ermachtet hatte, wollte er dessen Sohn Iason auch loswerden: er versprach ihm die Herrschaft, wenn Iason ihm das Goldene Vließ bringt. Doch Iason kehrte wider Erwarten von der "Argonautenfahrt" wohlbehalten zurück – mit dem gewünschten Fell. Pelias hielt sich freilich nicht an die Abmachung. Da überredete Medea die Töchter des Pelias, ihren Vater zu verjüngen: Zerstückelt und gekocht würde sie ihn mittels ihrer Zauberkräfte verjüngt ins Leben zurückholen. Die Peliaden vertrauen ihren Worten, doch nachdem der erste Teil der Prozedur erledigt ist, verweigert Medea ihre Hilfe und verhilft damit Iason zur Rache.
Diese Tragödie war Teil von Euripides’ ersten Antritt bei den Großen Dionysien 455 v.Chr.
Mythos
Die Geschichte von Iason und Medea wird auch ausführlich von Ovid in seinen Metamorphosen geschildert (Ov.met.7,1ff.)
Vorgeschichte:
- Geschichte des Goldenen Vließ: siehe Euripides Fragment Phrixos
- "Argonautenfahrt" siehe Pindars 4. Pythische Ode
Weiterer Verlauf der Geschichte
- Iason und Medea: siehe Euripides Medea
Phaethon
Kurz vor Phaethons Hochzeit mit einer Tochter des Sonnengottes Helios offenbart ihm seine Mutter Klymene, dass nicht ihr Mann, der Aithiopenkönig Merops, sein Vater ist, sondern Helios. Um ihn zu überzeugen, überredet sie ihn, Helios einen Wunsch zu äußern (Helios hatte einst versprochen ihn zu erfüllen). Phaethon wünscht sich einmal den Sonnenwagen zu lenken. Und Helios hält sein Versprechen. Doch das Unternehmen erweist sich als weit schwieriger als gedacht: Phaethon verliert die Herrschaft über den Wagen, gerät in gefährliche Nähe zur Erde und der Sonnenwagen droht alles zu verbrennen. Zeus rettet die Erde, indem er den Erhilfs-Lenker mit dem Blitz erschlägt.
Mythos
Siehe auch Lukianos Gespräche der Götter (A25) und Ovid Metamorphosen (1. Buch)
Philoktetes
Vorgeschichte und Handlung: s. Sophokles’ Philoktetes
Euripides dürfte auch die Trojaner eine Abordnung zu Philoktetes geschickt haben lassen.
Das Stück war 431 zusammen mit Medea, Diktys und Theristai bei den Großen Dionysien aufgeführt worden.
Phoinix
Phoinix wird von seinem Vater Amyntor geblendet. Entweder weil er ihm im Auftrag seiner Mutter ein Liebesverhältnis mit der jungen Konkubine seines Vaters hatte – s. Homer Ilias 9,448ff. –, oder von dieser einer solchen Tat bezichtigt worden war. (Letzterer Version dürfte Euripides hier gefolgt sein). Er wird als Lumpenheld – siehe Persiflage von Aristophanes in Die Acharner– vom König Peleus aufgenommen und zum weisen Kentauren Chiron gebracht, der ihn heilt.
Später wurde Phoinix ein Lehrer des Achilleus und begleitetet ihn auch in den Trojanischen Krieg.
Mythos
Vorgeschichte
- Peleus und Chiron: siehe Euripides Fragment Peleus
Weiterer Verlauf der Geschichte:
- Phoinix als Lehrer und Berater des Achilleus: siehe Homer Ilias
Pleisthenes
Als kleines Kind wurde Pleisthenes, ein Sohn des Atreus, von seinem Onkel Thyestes entführt und aufgezogen. Als Jüngling schickt Thyestes ihn zu Atreus zurück – mit dem Auftrag diesen zu ermorden. Das Attentat schlägt fehl und Pleisthenes hingerichtet. Zuspät erkennt Atreus seinen eigenen Sohn.
Mythos
Zur komplizierten Familiengeschichte der Atriden: siehe Artikel Die Atriden
Vorgeschichte
- Atreus und Aerope: siehe Euripides Fragment Die Kreterinnen
- Atreus und Thyestes: siehe Euripides Fragment Thyestes
Weiterer Verlauf der Geschichte:
Polyidos
Der kleine Glaukos ist beim Spielen in ein Honigfass gefallen und ertrunken. Sein Vater Minos lässt nichts unversucht, das vermisste Kind zu finden. Ein Orakel verspricht ihm Hilfe von demjenigen, der ihm ein Wunderzeichen am besten deuten kann. Dies gelingt Polyidos, und tatsächlich kann der aus Argos stammende Seher auch den Sohn des kretischen Königs ausfindig machen.
Aber Minos dachte, Polyidos würde ihn lebend finden und lässt den Seher ins Grab des Kindes einschließen. Dort sieht Polyidos, wie eine Schlange eine andere mittels eines Wunderkrauts ins Leben zurückbringt und macht das mit dem toten Glaukos. Gemeinsam können sie sich bemerkbar machen und werden gerettet.
Mythos
Zu Minos siehe auch Euripides Fragmente Die Kreter und Die Kreterinnen
Protesilaos
Bei der Landung der Hellenen an der Küste Trojas wurde der frischverheiratete Protesilaos von Hektor erschlagen – das erste Opfer des Trojanischen Krieges auf Seiten der Griechen. Seine Frau Laodameia kann den Verlust nicht verschmerzen.
Mit Gebeten erreicht sie eine kurze Rückkehr ihres Mannes aus dem Reich der Toten. Doch das genügt ihr nicht. Sie fertigt eine lebensgroße Wachsfigur mit Protesialos’ Zügen an. Doch ihr Vater wirft die Figur ins Feuer. Da stürzt sich Laodameia hinterher.
Mythos
Rückkehr des Protesilaos aus dem Totenreich: siehe Lukianos Totengespräche (C23)
Frage nach der Schuld am Tod des Protesilaos: siehe Lukianos Totengespräche (C19)
Vorgeschichte:
- Laodameia (Laodamia) und Protesilaos (Protesilaus): siehe Ovid Briefe der Heroinen (XIII.)
- Tod des Protesilaos: siehe Homers Ilias
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