Palamedes (Fragment)
Inhalt
Der Titelheld gilt als erstes Justizopfer. Der kluge Palamedes hatte bei der Sammlung der ehemaligen Freier Helenas Odysseus, der kein Interesse an der kriegerischen Rückholung Helenas und sich daher wahnsinnig gestellt hatte, der Lüge überführt.
Dafür rächte sich Odysseus vor Troja: er bezichtigte Palamedes der Bestechung und des Verrats an die Troer, nachdem er Gold in Palamedes’ Zelt versteckt hatte. Vergeblich verteidigt sich Palamedes vor Atreus und den anderen Heerführern – er wird zum Tode verurteilt.
Palamedes: Ich allein erfand ein Mittel gegen das Vergessen, indem ich Silben als Verbindung von Konsonanten und Vokalen definierte und die Menschen die Buchstaben lehrte; denn wer übers Meer fort ist, kann nun über alles zu Hause bestens unterrichtet sein […]. — Euripides Fragment 578 (Palamedes)
Diese Erfindung nutzt Palamedes nun, um andere über das erlittene Unrecht zu informieren: Er beschriftet Ruderblätter. So erfuhr sein Vater Nauplios davon – noch bevor Palamedes Bruder Oiax ihm berichten konnte – und soll einen Teil der Flotte der Trojakämpfer auf ihrem Rückweg mit falschen Lichtzeichen gegen Klippen gelenkt haben.
Das Stück war 415 als Bestandteil einer inhaltlich zusammengehörigen Tetralogie zusammen mit Alexandros, Die Troerinnen und dem Satyrspiel Sisyphos aufgeführt worden. Eine herausragende, erhaltene Persiflage auf den Palamedes und andere Euripides-Dramen ist Aristophanes’ Thesmophoriazusen (um 411).
Mythos
In Ovids Metamorphosen (13,36ff.) kann man sowohl die Überführung des "verrückten" Odysseus wie auch dessen Intrige nachlesen. Xenophon erwähnt – in Erinnerungen an Sokrates – Odysseus’ Neid auf Palamedes’ Können als Ursache für die Intrige. Unmutsäußerungen über das Unrecht, das Palamedes angetan worden war, finden sich heute noch bei zahlreichen weiteren Autoren, darunter Platon, Vergil und Apuleius.
Zum Wandel der Person Odysseus: siehe Artikel Odysseus.
Zum Trojanischen Krieg: siehe Ilias
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