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Augustus
Gaius Octavius Thurinus

Biografie:

Die Iden des März 44 v. Chr.: Wenige Tage bevor er mit den bereitgestellten Truppen zu einem Feldzug gegen die Parther im Osten aufbrechen kann, wird Gaius Iulius Caesar im römischen Senat von Verschwörern ermordet. Der überraschende Tod des Dictators hinterlässt ein Machtvakuum – anstatt die alte Republik wieder zum Leben zu erwecken, wie es die Verschwörer erhofft hatten –, das mehrere Personen nützen: Der Consul Marcus Antonius, Marcus Aemilius Lepidus, der die (noch) in Italien stationierten Legionen befehligte, sowie die beiden wichtigsten Verschwörer: Gaius Cassius Longinus und Decimus Iunius Brutus. Doch als Erbe hatte Gaius Iulius Caesar seinen 18-jährigen Neffen bestimmt, den er testamentarisch adoptierte: Gaius Octavius Thurinus.

Entgegen allen Erwartungen und Ratschlägen nimmt der junge Mann das schwierige Erbe an, wohlwissend, damit in direkte Konkurrenz mit erfahrenen, ehrgeizigen Feldherrn und Politikern zu treten. Doch der spätere "Augustus" erwies sich als entschlossen, geschickt und mindestens ebenso gewissenlos, wenn es die Situation erforderte. Vorallem aber war Octavius klug genug, die eigenen Schwächen zu kennen (und die Konsequenzen daraus zu ziehen) und die Fehler seines Großonkels zu vermeiden.

Abstammung und Jugend

Geboren wurde Octavius am 23. September 63 v. Chr. in Rom oder Velitrae als Sohn des Gaius Octavius und Atia (maior), der älteren Tochter des Marcus Atius Albus und Caesars Schwester Iulia. Nach dem Tod des Vaters wuchs Octavius auf dem Landgut seiner Großmutter Iulia auf. 49 v. Chr. legte er die Männertoga an und wurde von seinem Großonkel Gaius Iulius Caesar gefördert. So begleitete er diesen auf den letzten Feldzügen des Bürgerkriegs in Spanien.

Auch am Partherfeldzug sollte Octavius teilnehmen, diesmal sogar in der Position des magister equitum (Reiterführer), weshalb er – u.a. mit seinem Freund Marcus Vipsanius Agrippa – im März 44 bereits am Balkan (in Apollonia) wartete. Dort erreichte ihn die Nachricht von der Ermordung Caesars.

Aufstieg

Auf Grund der posthumen Adoption Caesars nahm Octavius den Namen seines Adoptiv-Vaters an: Gaius Iulius Caesar; und nach der offiziellen Aufnahme Caesars unter die Götter lautete der junge Caesar gar Gaius Iulius Caesar divi Caesaris filius. Spötter hingegen nennen ihn bald Octavianus ("gewesener Octavius"). Schon Anfang Mai präsentiert sich Octavius der Bevölkerung Roms als Erbe Caesars und wird politisch aktiv. Wobei er anfangs vom mächtigen Marcus Antonius ignoriert und unterschätzt, von Cicero und den Republikanern hingegen unterstützt wird.

Nachdem die Caesarenmörder zunächst elegant ins politische Abseits befördert werden, geraten die Republikaner ins Hintertreffen, die Octavius zu zögerlich agieren. Er wechselt ins Lager der Caesarianern und schließt mit Marcus Antonius und Aemilius Lepidus ein Bündnis: das (2.) Triumvirat. (Im Gegensatz zum 1. Triumvirat – siehe: Caesar – war dies ein offizielles Amt). Für diese Einigung opferte Octavius (unter anderem) auch Cicero, dessen Kopf Antonius forderte. Die Proskriptionslisten des Triumvirats waren ein Rückgriff auf die schlimmsten Zeiten früherer Bürgerkriege. Politische Gegner und andere unliebsame Personen wurden getötet und es floss reichlich Geld in die Kriegskassen der Triumviri.

Vom Triumvir zum "Augustus"

Bei Philippi (42 v. Chr.) wurden die Caesarenmörder besiegt, was vorallem Marcus Antonius zu verdanken war, und die Triumvirn teilen sich das von Rom beherrschte Gebiet in persönliche Einflussgebiete: Octavius erhält den Westen, Antonius den Osten und Lepidus Africa. Eine vorübergehende Lösung, denn das Triumvirat basierte nicht auf Freundschaft, sondern war ein reines Zweckbündnis.

Mit großer Umsicht und Dank Agrippa auch militärisch erfolgreich, schaltete Augustus einen Gegner nach den anderen aus und festigte seine eigene politische Stellung durch geschickte Eigen-PR. Lepidus wurde politisch kaltgestellt, der mit Piraten operierende Sextus Pompeius erst beschwichtigt, dann (36 v. Chr.) von Agrippa besiegt. Zuletzt blieb nur Antonius.
Octavius' Propaganda stempelte diesen zu einer Marionette der ägyptischen Herrscherin Cleopatra. Wohl nicht ganz zu unrecht. Immerhin übertrug Antonius der offiziell unabhängigen Herrscherin in Ägypten beispielsweise römische Territorien. Octavius spielte seine Karten geschickt aus, Antonius hingegen nicht. Als Wahrer und Retter Roms erklärte Octavius seinem Gegenspieler und dessen Verbündeter den Krieg. Die griechische Stadt Actium (31 v. Chr.) wurde zum Synonym für Octavius' Sieg über seine Gegner, die Einnahme und Eingliederung des so berühmten wie reichen Ägyptens war nur noch Formsache.
Im Jahre 29 v. Chr. kann Augustus zum ersten Mal seit undenklichen Zeiten die Tore des Ianus-Tempel schließen – als Zeichen des Friedens im gesamten römischen Territoriums – und drei Triumphe feiern.

Octavius tat dann seinen wohl genialsten Schachzug. Im Gegensatz zu allen früheren Männern Roms, die zu einer alleinherschaftlichen Machtfülle – meist durch Siege in Bürgerkriegen – gelangt waren, errichtete der Erbe Caesars keine Diktatur oder wie auch immer benanntes, aber außerhalb der Verfassung stehendes Regime. Am 14. Jänner 27 v. Chr. – nach Ablauf seines 7. Konsulats und zu Beginn seines auf zehn Jahre befristeten Proconsularischen Imperiums – erklärte C. Iulius divi Caesaris filius dem Senat von Rom, dass die Republik in der althergebrachten Ordnung wiederhergestellt ist.
Zwei Tage später akzeptiert Octavius das Principat, das ihm im Senat durch Zuruf – nicht durch Abstimmung! – angetragen wird, und erhält den Ehrennamen augustus.

Als Erster unter Gleichen

Der nunmehrige Augustus bleibt auf dem Boden der republikanische Verfassung und vermeidet weiterhin jeglichen Anschein von Gewaltherrschaft oder Königtum. Nur langsam und sukzessive werden für ihn einzelne befristete Amtgewalten zu unbefristeten und ausgebaut: 23 v. Chr. erhält Augustus die volle tribunicia potestas und ein imperium proconsulare maius, das ihm Weisungsrecht über alle anderen Proconsulen verleiht, 19 v. Chr. außerdem die Konsularische Amtsgewalt auf Lebenszeit, während sein imperium procosulare maius regelmäßig (zuletzt alle 10 Jahre) verlängert wird. 12 v. Chr., nach dem Tod des Lepidus, wird er zum pontifex maximus gewählt und damit zum wichtigsten Priester Roms.

Durch seine ebenso vorsichtige wie langfristige Vorgehensweise und seine lange "Regierungszeit" erreichte der Erbe Iulius Caesars eine Position, die Caesar wie auch dessen Kontrahenten oder Vorgängern verwehrt geblieben ist, wenn gleich es auch ihm nicht an Verschwörungen und Gegnern mangelte: Augustus selbst wurde zur Institution und keine Auszeichnung beschreibt sein Ansehen und sein Selbstverständnis so treffend wie jene des pater patriae – ein (republikanischer) Titel, der ihm 2 v. Chr. verliehen wurde.

Herrschaft

Die Ära des Augustus wurde zwar von seinen Zeitgenossen als Friedenszeit, als so genannte pax Romana empfunden und von Späteren mitunter auch verklärt, dennoch erlebte Rom eine (weiterhin) gewaltige Expansion, die auf Waffengewalt beruhte. Neue Provinzen wurden Rom unterstellt (u.a. Ägypten, Galatia, Raetia, Pannonia, Illyricum, Moesia) und neue Klientelstaaten wie Mauretanien oder Armenien geschaffen.

Doch die Feldzüge und Kriege waren keine willkürlichen, militärischen Abenteuer, die vorallem dem persönliche Prestige einzelner Kommandeure dienten, sondern wurden als Mittel zur Grenzsicherung und -befriedung verstanden. Gegenüber den mächtigen Parthern begnügte man sich mit Machtdemonstrationen und einem ehrenvollen Friedensschluss, im Norden hoffte man lange Zeit – in Unkenntnis der wahren geografischen Dimensionen –, mit ausreichenden Feldzügen eine dauerhafte Grenze mit ruhig(gestellt)en Nachbarn erzwingen zu können.
Erst nach der Niederlage des Publius Quinctilius Varus 9 n. Chr. im Teutoburger Wald und dem damit verbundenen Verlust weiter Gebiete in Germanien erfolgte ein Umdenken: Rom begnügte sich mit der Rhein-Donau-Grenze, dem Ausbau des Limes und präventiven Kriegszügen.

Innenpolitisch kehrte hingegen eine langersehnte Ruhe ein, die die Wahrnehmung und Erinnerung an die Herrschaft des (ersten) Augustus nachhaltig prägte. Nach fast hundert Jahren voller Bürgerkriege, Proskriptionslisten, Umstürzen und Putschversuchen erlebte Rom eine über Jahrzehnte andauernde, stabile Regierung.

Die meisten militärischen Erfolge verdankte Augustus allerdings seinem lebenslangen Freund Marcus Vipsanius Agrippa und anderen talentierten Feldherrn wie Tiberius oder Drusus Germanicus. Augustus selbst soll von eher kränklicher Konstitution gewesen sein und Seeschlachten hauptsächlich seekrank unter Deck "erlebt" haben. Mehrmals bedrohten schwere Krankheiten sein Leben und warfen die Frage auf: Was soll nach dem Tod des Augustus (mit dessen Macht) geschehen, wer wird was erben?

Suche nach dem Nachfolger

Trotz der Wahrung des republikanischen Scheins wurden diese Fragen mit fortschreitendem Alter des Augustus immer dringlicher.

Dass es einen mit ähnlicher Macht ausgestatteten Nachfolger geben muss, war keineswegs gesagt. Doch einerseits gab es etliche organisatorische Fragen, die eine Übergangslösung bzw. einen Verwalter auf Zeit verlangen würden, und andererseits hatten sich die vorhandenen republikanischen Strukturen bereits in den vergangenen rd. 100 Jahren als unzureichend erwiesen, wenn es darum ging, einem Staat von der Größe Roms eine stabile Regierung auf Dauer zu verleihen. Der römische Konservativismus schien über eine einstige Stärke Roms triumphiert zu haben: seine ungeheure Anpassungsfähigkeit.

Bis Augustus hatte der Stadtstaat Rom mit unzähligen Ausnahmebestimmungen und Sonderbefugnissen die vorhandenen Strukturen überwuchert und damit machthungrige Männer wie Marius, Caesar oder Pompeius gefördert, was immer wieder zu blutigen Bürgerkriegen und diktatorischen Regimen geführt hatte. Die Erinnerung daran stand im krassen Gegensatz zur pax Romana unter Augustus und machte Rom gefügig für Fortsetzung des Prinzipats (unter bestimmten Voraussetzungen).

Trotz dreier Ehen – mit Clodia, Scribonia und Livia Drusilla – hatte Augustus selbst keine Söhne. Seine einzige Tochter, Iulia, stammte aus seiner zweiten Ehe und wurde mit dem deutlich älteren Agrippa verheiratet. Diesen seinen Freund und wichtigsten Feldherrn hatte Augustus als Erbe und Nachfolger vorgesehen. 18 v. Chr. wurde Agrippa offizieller Mitregent durch die Verleihung des imperium maius und der tribunicia potestas.

Nach Agrippas Tod (12 v. Chr.) adoptierte Augustus dessen Söhne Gaius Caesar und Lucius Caesar, während er Iulia mit seinem Stiefsohn Tiberius verheiratete, den seine dritte Frau Livia in ihrer Ehe mit Tiberius Claudius Nero geboren hatte. Womit Augustus gleich auf drei Nachfolger setzten wollte.
Aber sein (auch im privaten Umgang) autoritärer Stil ließ den militärisch erfolgreichen Tiberius bald das Handtuch schmeißen: 6 v. Chr. zog sich Tiberius auf die Insel Rhodos zurück – als Privatmann.
Auch sonst lief es für Augustus anders, als er erhofft hatte. Erst starb sein zweiter Stiefsohn (Claudius Nero) Drusus (Germanicus) 9 v. Chr., dann sah er sich gezwungen, seine Tochter Iulia (2 v. Chr.) zu verbannen, und schließlich starben Lucius und Gaius Caesar in jungen Jahren (2 bzw. 4 n. Chr.).

Augustus und Tiberius sahen sich zu einer Versöhnung gezwungen. Augustus adoptierte Tiberius (4 n. Chr.) und machte ihn zu seinem Mitregenten. Der erneut erfolgreiche Feldherr wurde 13 n. Chr. durch die Verleihung des imperium proconsulare maius schließlich Augustus gleichgestellt.

Am 19. August 14 n. Chr. starb Augustus im Alter von 77 Jahren in Nola eines natürlichen Todes und wurde in jenem eigens für ihn und seine Familie errichteten Mausoleum in Rom bestattet, das heute noch nahe dem Tiber zu sehen ist.

Nachwirkung

Als 1. Augustus hat Octavius den (stabilen) Grundstein für die weitere politische Entwicklung Roms gelegt. Unter seiner Führung wurde aus dem (verfassungsmäßigen) Stadtstaat mit seinen Provinzen ein zentral verwaltetes Imperium Romanum. Trotz republikanisch-aristokratischer Widerstände setzte sich das Prinzipat durch, das im Laufe der Zeit noch mehr Macht in der Person des Herrschers vereinte.

Auch der (später ausgebaute) Herrscherkult geht auf Augustus zurück, wenngleich dieser zu seinen Lebzeiten auf die Gebiete außerhalb der Stadt begrenzt war.

Der Titel augustus wurde zum Herrschertitel, der Familienname Caesar (durch die weiteren Adoptionen) zur Kennzeichnung des (potentiellen) Nachfolgers, weshalb in den meisten offiziellen Herrschernamen die Teile augustus, imp. (Imperator) und caesar zu finden sind.

Werk

Trotz seiner Freundschaft zu Gaius Cilnius Maecenas, dem berühmten Förderer zahlreicher Künstler, war Augustus kein Hädonist und Freund der Künste. Im Gegenteil: Sein ganzes Wesen war typisch altrömisch und unter seiner Herrschaft versuchte er Rom und seinen BewohnerInnen eine strikte Sittenstrenge aufzuerlegen, die angesichts des vorhandenen Reichtums illusorisch war. Mit den offenherzigen Werken eines Ovid konnte Augustus wohl nichts anfangen, mit denen des Vergil hingegen sehr wohl. Ein so erhabenes Werk wie dessen Aeneis hatte Rom nach Meinung des Augustus bislang gefehlt, weshalb er sich auch über Vergils letzten Willen, das unvollendete Werk zu vernichten, hinwegsetzte.

Wie sein Großonkel Iulius Caesar und zahlreiche Senatoren dieser Zeit, soll auch Augustus literarische und philosophische Werke verfasst haben. Einen Teil soll er angeblich selbst zerstört haben, von anderen gibt es bestenfalls ein paar Fragmente.
Das einzige Werk, das heute (mit Bestimmtheit) seinen Namen trägt, ist eine Inschrift, eine Beschreibung der politischen Taten des Augustus in der Ich-Form, die an öffentlichen Plätzen aufgestellt worden war: Res gestae / Meine Taten.

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5. Jänner 2007
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