Aristophanes

Die Acharner

aufgeführt am Lenäenfest 425 v.Chr.
1. Platz vor Cheimazomenoi des Kratinos und Numeniai des Eupolis

Inhalt

Der Peloponnesische Krieg dauert nun schon einige Jahre und der attische Bauer Dikaiopolis hat genug davon. In der Volksversammlung durchschaut er die wahren Absichten und Vorteile, die manche aus dem Krieg ziehen, wohingegen ihm nur Nachteile erwachsen.

Als die Athener den von Göttern zwecks Friedensschluss entsandten Amphitheos abweisen, beschießt Dikaiopolis auf eigene Faust zu handeln: er bestellt sich bei Amphitheos einen "Frieden" mit Sparta.

Dikaiopolis: […] Doch hast du mir den Frieden?
Amphitheos: Sieh her, drei Sorten zum Probieren: hier ist einer von fünf Jahren; kost einmal.
Diakaiopolis probiert, dann ausspuckend: Pfui!
Amphitheos: Nun?
Diakaiopolis: Von dem da will ich nichts, der schmeckt nach Pech und neuen Schiffen [also nach neuen Kriegsvorbereitungen].
Amphitheos: Nun, so koste hier diesen von zehn Jahren.
Diakaiopolis: Dieser schmeckt wie Wein bei schleppenden Verhandlungen mit den Verbündeten, kurz: essigsauer!
Amphitheos: Nun denn, da ist ein dreißigjähr’ger, gut zu Wasser und zu Lande.
Diakaiopolis: Heil, Dionysos! Der schmeckt wie Nektar und Ambrosia; […] — Aristophanes: Die Acharner, 186–196 (Ü: Ludwig Seeger)

Der "Sonderfriede" des Diakaiopolis empört seine Landsleute, die Acharner. Die wollen ihn sogleich als Verräter und Spartanerfreund – ein Vorwurf, den man sich nur allzuleicht einhandelte – steinigen.
In seiner Not und um sich Gehör zu verschaffen, nimmt Dikaiopolis einen Kohlenkorb (dem typischen Korb der als Kohlenschlepper berühmten Acharner) als Geisel und borgt sich bei dem für seine Helden in Lumpengestalt berühmten Tragödiendichter Euripides Gewand aus:

Dikaiopolis: Ach knieend bitt ich dich, Euripides, leih mir so einen alten Bühnenfetzen: Ich muß dem Chor ’ne lange Rede halten, Und fall ich durch, so kostet mich’s den Kopf.
Euripides: Recht gern! Willst du die Lumpen, die im Elend der vielgeprüfte, alte Oineus trug?
Diakaiopolis: Nicht das von Oineus, noch ein kläglicheres.
[Euripides schlägt weitere vor: Phoinix, Philoktetes, Bellerophontes und Telephos]
Diakaiopolis: Ja, der ist’s, ich bitt dich, gib mir seine Lumpen.
Euripides zum Diener: Gib ihm des Telephos zerfetztes Kleid, es liegt da oben zwischen des Thyestes und Inos Lumpenzeug. […] — Aristophanes: Die Acharner, 416–434

Von Euripides reichlich ausgestattet – "Du plünderst mir mein Drama aus!" – und einer guten Rede über die Kriegsschuld kann Diakaiopolis das Ärgste vermeiden.

Der Handel, den er nun wieder mit jederman treiben kann, und der daraus resultierende (relative) Wohlstand veranschaulicht die Vorzüge des Friedens, besonders deutlich am Ende: der Feldherr Lamachos muss in den Krieg ziehen, während sich Dikaipolis für das dreitägige, feuchtfröhliche Frühlingsfest der Panathenien rüstet. Lamachos kehrt schwerverwundet zurück, Dikaipolis siegreich – im Wetttrinken.

Hintergrund

Der Peloponnesische Krieg dauerte von 431 bis 404, mit einer offiziellen Unterbrechung, dem Nikiasfrieden (421–412). Gemäß dem Plan des Perikles’ zogen sich die Bewohner Attikas vor den praktisch alljählichen Einfällen der überlegenen spartanischen Heere in die befestigten Städte zurück, und verließen sich auf die mächtige Flotte Athens. Die Verwüstungen Attikas trafen besonders die Landbevölkerung, darunter auch die bevölkerungsreichen Demos der Acharner.

Das Thema Krieg-Frieden behandelte Aristophanes in der Zeit zwischen den Acharnern und dem Frieden in zwei weiteren, leider nicht erhaltenen Stücken.

Lumpenhelden des Euripides, die in Die Acharner genannt werden:

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